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Gaehtgens Auf dem Weg zur Kunstgeschichte
ein Abstand, der zur konzentrierten Betrachtung ihrer Eigenart einlud. Man muss sich die
Einrichtung der Galerie in Düsseldorf um 1720 etwa so vorstellen, wie sie in den Stichen
von Salomon Kleiner (1700–1761) von den Räumen in Pommersfelden, einem Schloss des
Kurfürsten von Mainz, überliefert wird (Abb. 5). Krahes Präsentation kann dieser repräsen-
tativen und dekorativen Hängung gegenüber als eine moderne, geradezu museale Insze-
nierung aufgefasst werden.
Parallel zu der Neueinrichtung nahm Lambert Krahe ein Galeriewerk in Angriff. Es hat
ihn über Jahre hinweg beschäftigt und fast in den Ruin getrieben. Krahes geplantes Gale-
riewerk suchte in der Nachfolge der Stichwerke, die die Sammlung Ludwigs XIV., das so-
genannte Cabinet du roi, oder die des Duc d’Orléans abbildeten, Bände mit Kupferstichen
herauszugeben, in denen die Gemälde in großem Format betrachtet werden konnten.10
Vor allem das Galeriewerk der Dresdener Gemäldegalerie hat für Krahes Projekt sicherlich
Pate gestanden. Das kurfürstliche Privileg für sein Kupferstichwerk erhielt Krahe am 10.
Mai 1768, wobei festgestellt wurde, dass er die hierfür anzufertigenden Zeichnungen an
den Kurfürsten abzugeben hatte. Diese wurden von Mitgliedern bzw. Lehrern der Düssel-
dorfer Akademie ausgeführt.
Finanziell stand das Unternehmen auf höchst wackeligen Beinen. Krahe mußte für
alle Kosten in Vorlage treten und konnte sich nur durch den späteren Verkauf der Blätter
einen Gewinn versprechen. Eine weitere Schwierigkeit bestand darin, dass Stecher in Düssel-
dorf nicht vorhanden waren. Nur vier Schabkunstblätter konnte Krahe fertigstellen lassen.
Sie stammen von dem Augsburger Stecher Johann Elias Haid (1739–1809), mit dem Krahe
aber nicht zufrieden war (Abb. 6). Aus diesem Grunde wandte er sich an John Boydell
(1720–1804), der aber letztendlich nicht mit Krahe arbeitete. 1793 gelang es Valentine Green
(1739–1813), eine Reihe von Blättern nach Düsseldorfer Gemälden in London auszustellen
(Abb. 7). Abb. 6
Johann Elias Haid, nach Adriaen van der
Werff, Die Geburt Christi, ca. 1770,
Mezzotinto. Braunschweig,
Herzog Anton Ulrich-Museum
Abb. 7
Valentine Green, nach Daniele da Volterra,
einst Raphael zugeschrieben, Johannes in der
Wüste, 1792, Mezzotinto. Los Angeles,
Getty Research Institute
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Titel
- Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
- Untertitel
- Europäische Museumskultur um 1800
- Band
- 2
- Autor
- Gudrun Swoboda
- Verlag
- Böhlau Verlag
- Ort
- Wien
- Datum
- 2013
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-205-79534-6
- Abmessungen
- 24.0 x 28.0 cm
- Seiten
- 264
- Kategorie
- Kunst und Kultur