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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums - Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Seite - 499 -
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Gabriele Bickendorf Marco Lastris L’Etruria pittrice und eine „sichtbare Geschichte der Kunst“ I. „Se però l’Istoria venga al soccorso dell’oculare ispezione, gli Edifizi diventan, per dir così, loquaci, e ci rammentano insieme la magnificenza, e qualche volta la modestia de’ nostri Maggiori, il loro vario gusto nelle belle arti, le usanze, i costumi, finalmente il carattere del- la Nazione, secondo le diverse èpoche della medesima.“1 Mit diesem Satz leitete der Florentiner Forscher und Autor Marco Lastri sein erstes Werk zur Florentiner Kunst- und Kulturgeschichte ein, den Osservatore Fiorentino sugli edifizi del- la sua patria per servire alla storia della medesima. Das dreibändige Werk erschien zwischen 1776 und 1778. Zwischen den begrifflichen Polen von „istoria“ und „oculare ispezione“ entwickelte Lastri darin eine Florentiner Kulturgeschichte, in der die Bauten, Straßen und Plätze der Stadt als soziale Handlungsorte beschrieben wurden. In den folgenden Jahren wechselte Lastri nicht nur den Gegenstand seiner Untersu- chungen, sondern verschob auch das Konzept von „istoria“ und „oculare ispezione“. An- onym veröffentlichte er fünfzehn Jahre später ein zweibändiges Werk unter dem gleicher- maßen präzisen wie umständlichen Titel: L’Etruria pittrice ovvero Storia della pittura toscana dedotta dai suoi monumenti che si esibiscono in stampa dal secolo X. fino al presente. Es han- delte sich dabei um einen der ambitioniertesten Versuche, eine „sichtbare Kunstgeschich- te“ zu konzipieren. Eindeutig dominiert das Bild, wenn man die großformatigen Bände aufschlägt. Toskanische Malereigeschichte wird hier visuell entfaltet, indem dem Betrach- ter des Buches Beispiele aus neun Jahrhunderten im ganzseitigen Stich präsentiert werden. Die „istoria“ der toskanischen Malerei sollte sich also beim Umschlagen der Seiten aus der „oculare ispezione“ der Werke selbst optisch zusammensetzen. Die beigefügten Texte wa- ren diesem Zugang gegenüber von untergeordneter Bedeutung. Vielmehr übernahmen hier 120 großformatige Reproduktionsgraphiken die Funktion, eine kunsthistorische Ab- folge im Sinne der „einen Geschichte“ der „einen Kunst“ evident erscheinen zu lassen. Erst bei näherer Betrachtung wird deutlich, in welche Richtung Lastri seine visuelle Argumen- tation entfaltete. Mit dem Mittel der optischen Evidenz bezog er nämlich gleichermaßen Stellung in der aktuellen Debatte um die Neuordnung von Gemäldegalerien wie zu einer Grundsatzkontroverse, die die kunsthistorische Forschung seit mehr als einem Jahrhundert entzweite.2 Mehr noch: Lastri trat mit seiner Malereigeschichte in Bildern in einen konkurrierenden Dialog mit dem Museum ein. In den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts waren die Florenti- ner Uffizien grundlegend neu geordnet worden, indem die Rüstkammer und die naturhis- torischen Bestände ausgegliedert und die Sammlung als Kunstmuseum für Malerei und Plastik neu aufgestellt worden war. Unter der Leitung von Giuseppe Pelli Bencivenni, dem Luigi Lanzi als Assistent an die Seite gestellt worden war, hatte die Neuordnung zwar die 499 Abb. 1 Madonna di Giov. Cimabue, in: Marco Lastri, L’Etruria pittrice, Bd. I, 1791, Tav. VIII., Detail
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Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums Europäische Museumskultur um 1800, Band 2
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Titel
Die kaiserliche Gemäldegalerie in Wien und die Anfänge des öffentlichen Kunstmuseums
Untertitel
Europäische Museumskultur um 1800
Band
2
Autor
Gudrun Swoboda
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2013
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79534-6
Abmessungen
24.0 x 28.0 cm
Seiten
264
Kategorie
Kunst und Kultur
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