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Vorwort
Es war der langjährigen guten Zusammenarbeit mit dem da-
maligen Betreuer und Direktor des Stadtmuseums Poysdorf
Josef Preyer zu verdanken, dass einer jener unzähligen Fund-
plätze, die durch beständigen landwirtschaftlichen Anbau
einer unbewussten schleichenden Zerstörung ausgesetzt
sind, für die Wissenschaft und jene Menschen, die an der äl-
testen sesshaften Bevölkerung Österreichs interessiert sind,
untersucht werden konnte. Ich erinnere mich noch gut, wie
er eines Tages aufgeregt meinem Mann Johannes-Wolfgang
Neugebauer erzählte, dass in der Flur Marchleiten in Klein-
hadersdorf ein Weingarten erfroren war und neu ausgesetzt
werden sollte. Dies war genau die Zone, in der 1931 durch
Josef Bayer und Viktor Lebzelter der bis dato einzige Fried-
hof der Bandkeramik Niederösterreichs erforscht worden
war. Allerdings bestand hier ein ähnliches Problem, wie
wir es einige Jahre zuvor mit den Langobardengräbern von
Poysdorf erlebt hatten: Es existierten Aufzeichnungen mit
alten Parzellennummern und Gräberfeldskizzen, teilweise
mit Distanzangaben zwischen den Gräbern oder auch zu
den Parzellengrenzen, jedoch ohne tatsächliche Fixpunkte,
sodass die Lokalisierung im Gelände Schwierigkeiten berei-
tete. In letzterem Fall war es möglich gewesen, anhand von
Neufunden eine Nachgrabung zu starten, alt ausgegrabene
Grabschächte freizulegen, befundmäßig zu ergänzen und
anhand geringer verbliebener Funde eine eindeutige Identi-
fikation der damaligen Grabungsposition zu ermitteln. Im
Falle der bandkeramischen Gräber von Kleinhadersdorf
hofften wir, dass dasselbe gelingen würde; zudem war an-
zunehmen, dass bedingt durch die damalige Grabungstech-
nik Gräber übersehen und die Ausdehnung des Friedhofes
noch nicht erfasst worden waren.
Die fotografische Dokumentation der Bayer-Grabun-
gen zeigte auf, dass die Bestattungen schon damals nicht be-
sonders tief lagen. Dem Aussetzen eines Weingartens geht
ein Tiefpflügen, ein sog. Rigolen, voraus, das bis dahin un-
gestörten Mutterboden auflockern soll und natürlich auch
archäologische Befunde in diesem Niveau zerstört.
Durch Vermittlung von J. Preyer und dank dem Entge-
genkommen der Grundbesitzer konnten unter der Leitung
von J.-W. Neugebauer, Abteilung für Bodendenkmale des Bundesdenkmalamtes, in den Jahren 1987–1991 mehr als
5000 m² mit 91 Verfärbungen untersucht werden. Finan-
ziert wurden die Grabungen durch den Bund sowie durch
die Stadt Poysdorf. Es wurde sowohl mit Fachstudenten als
auch einheimischen Helfern gearbeitet. Die Vermessungs-
arbeiten führte Ing. Karl Oppeker durch, die Dokumenta-
tion der Gräber lag in der Hand der Verfasserin.
Der maschinelle Abhub wurde mittels eines Böschungs-
hobels durchgeführt, sodass der Bagger immer auf der
Humusoberfläche stehen konnte und vorsichtig, teilweise
zentimeterweise den beackerten Bereich abziehen konnte.
Dies erfolgte unter dem scharfen und erfahrenen Blick J.-
W. Neugebauers. Dennoch ließ es sich nicht verhindern,
dass an einigen Gräbern leichte Beschädigungen entstan-
den. Ursache dafür war die zum Teil bereits extrem seichte
Lage, bei der auch Bestattungen freigelegt werden konn-
ten, die bereits in den beackerten Horizont reichten. Der
großteils extrem lockere und sandige Untergrund und die
relativ starke Hangneigung hatten die Erosion durch den
Pflug begünstigt. Oftmals konnten geringe unregelmäßige
Verfärbungsreste mit verackerten Funden in den Pflug-
spuren dokumentiert werden, die Hinweise auf zerstörte
Grabsohlen darstellen. Gleich bei der ersten Kampagne
stieß man auch auf Schächte, deren heterogene Verfüllung
von jener der eigentlichen Grabgruben abwich, sodass es
klar war, dass man die Stelle der alten Grabungen gefun-
den hatte. Eine Identifikation mit dem Grabungsplan war
jedoch noch nicht möglich. Das gab Ansporn, in den Folge-
jahren den Hang so weit zu untersuchen, wie die Streuung
der Verfärbungen reichte. Schon im zweiten Grabungsjahr
erfasste man einen größeren Komplex, der erneut – nicht
zuletzt durch den Fund einer Bierflasche – als alt ausgegra-
bener Schacht identifiziert werden konnte.
Richtung Südosten vermeinte man, zumindest das Ende
des erhaltenen Gräberfeldbereiches erreicht zu haben, zu-
mal dort auch Pfostensetzungen dokumentiert werden
konnten. Nach Norden konnte durch den hier befindli-
chen Waldstreifen keine sichere Grenze erfasst werden. In
dieser Zone wäre eine Fortsetzung des Friedhofs durchaus
noch möglich, allerdings besteht der Untergrund aus einem
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Titel
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Autoren
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen