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Auswertung 101
ein, wo sie alle in die mährische Phase I b datiert werden219.
Auf diesen Flaschen finden sich aber weder die hornförmi-
gen Schnurösen noch ein Mäander als Hauptmotiv. Die bes-
te Entsprechung zu der Verzierung einer Flasche in genau
dieser Art gibt es aus Sengkofen in Bayern220 (siehe oben:
Verf. 69), woraus sich allerdings auch nur eine annähernde
Datierung ab/nach Flomborn folgern lässt. – Wichtig ist die
Kombination mit dem kleinen kugeligen Kumpf (G. 1c/7?-
2), dessen sehr präzise ausgeführter, notenkopfkeramischer
Dekor aufgrund des Hauptmotivs, der ineinandergehäng-
ten Bögen, die besten Entsprechungen in der Slowakei, im
Gräberfeld von Nitra hat221. Auch die Gestaltung des dop-
pellinigen Randbandes mit dazwischenliegenden Grübchen
ist dort zu finden, allerdings in Kombination mit einem
doppellinigen Hauptmotiv222. Daraus ergäbe sich eine Par-
allelisierung mit der Phase II der jüngeren slowakischen
LBK, was der späten mährischen Phase II a entspricht.
Die restlichen Gefäßreste sind leider nicht sicher mit
dem Grab 1c zu verbinden. Mindestens eines dieser Gefäße
sollte jenes sein, dessen Fragmente ich bei der Umzeichnung
der Grabskizze mit Nr. 8 bezeichnet habe (Tafel 1). Die da-
für infrage kommenden Reste von insgesamt sechs Gefäßen
weisen in drei Fällen (G. 1c/8?-4, 9, 13: Tafel 2) Notenkopf-
dekor mit präzise gekreuzten Linien auf, wie er auch in
Mähren für die Phase II a2 als typisch angesehen wird223.
Nur die Reste einer flachbodigen Schüssel mit 2
mm breiten,
im Querschnitt U-förmigen Zierrillen aus grob auch vege-
tabiliengemagertem Ton passt nicht dazu. Eine Intrusion
aus einem älteren Grab in der Umgebung?
Grab 3 – zerstörtes Körpergrab (A), Tafel 6: G. 3/2–1
Von dem kleinen kugeligen Kumpf ist nur etwa ein Drittel
des Gefäßes erhalten. Er weist wieder eine sehr präzise aus-
geführte Notenkopfverzierung auf und ist demgemäß eben-
falls der mährischen Phase II a2 zuzuordnen.
Grab 8 – zerstörtes Körpergrab (A), Tafel 9: G. 8/1–2
Laut Inventar des Museums gehören die Reste von drei Ge-
fäßen zu diesem Grab. Von einem liegen nur kleine Wand-
stücke mit einem runden Grübchen vor (G. 8/1–1), von ei-
nem zweiten kleine, unverzierte Fragmente (G. 8/1–3). In
beiden Fällen ist der Ton sand- und steinchengemagert. Nur
aus den Fragmenten eines Gefäßes (G. 8/1–2) ließen sich
Teile der Gefäßform und des Dekors erschließen. Es könnte
219. Čižmář 2002, 188–189, Abb.
13.
220. Nieszery 1995, 138, Taf. 74/2.
221. Pavúk 1972, Abb.
24/13; 26/7.
222. Pavúk 1972, Abb.
27/7.
223. Čižmář 1998, 115 Obr. 5/2.
auf der Bestattung lag. Das Gefäß ist fast vollständig erhal-
ten, es ist aus einem porenreichen, mit Schamott und Sand
gemagerten Ton gefertigt. Die Gefäßform gibt es bereits
häufig in der älteren LBK, sie ist jedoch sehr langlebig. Die
fehlende Spreumagerung könnte auf eine Datierung in die
jüngere LBK hinweisen.
Verfärbung 90 – zerstörtes Körpergrab (E), Grabfül-
lung, Tafel 55: 90/2–1; Stelle von G.
4/1931
In der Grabfüllung befanden sich die Reste zweier Gefäße.
Von einem gibt es nur zwei winzige, unverzierte Wandstü-
cke (90/2–2), von dem zweiten blieb eine verzierte Scherbe
erhalten (90/2–1). Der u. a. spreugemagerte Ton sowie die
Verzierung aus breiten, im Querschnitt U- förmigen Rillen
weisen in die ältere LBK.
Verfärbung 91 – zerstörtes Körpergrab (E), Grabfül-
lung, Tafel 56: 91/3–1, 2, 3
Aus diesem Befund stammen die Reste von drei Gefäßen,
die mit Flachböden und eher breiten Zierrillen altertümli-
che Elemente aufweisen, selbst bei den Stücken mit Noten-
kopfdekor. Eine Zuweisung zur mährischen Phase II a liegt
nahe.
Gräber aus 1931
Grab 1c – Körpergrab (A), Tafel 1–5
Wäre dieses Grab mit den Resten von insgesamt 14 (!) Gefä-
ßen ausreichend befundet, könnte man damit einen festen
Punkt für die LBK-Chronologie Niederösterreichs gewin-
nen. Leider kann man nur für drei Gefäße von einem gesi-
cherten Grabverband ausgehen: Die große verzierte Flasche
(G. 1c/6?-19) muss eines der beiden Gefäße neben dem
Kopf der Bestattung gewesen sein (siehe vorne Kapitel 4.1),
das andere der verzierte, kugelige Kumpf (G. 1c/7?-02). Das
dritte sicher zum Grabverband gehörende Gefäß ist leider
nur durch einige unverzierte Scherben (G. 1c/4–1 o. Abb.)
vertreten. – Die große verzierte Flasche wurde aus über 30
Fragmenten bereits vor Jahrzehnten erstmals rekonstruiert
und vor kurzem, leider vor meiner Bearbeitung völlig neu
präpariert. Manche Details sind dadurch kaum zu beurtei-
len, wie z.
B. die Richtigkeit der Hornform der Schnurösen.
Der Ton ist mit wenig Spreu, Sand und Steinchen gemagert,
die Zierrillen sind 2
mm breit und haben U-förmigen Quer-
schnitt. Das Hauptmotiv, der Mäander, ist nur zweimal an-
gebracht und wird von einem zweifachen „V“-Motiv als
Zwickelmotiv ergänzt. Der Ansatz des Halses ist durch eine
einfache waagrechte Linie – Randband – betont, darüber
sind unregelmäßige Gruppen senkrechter Linien zu sehen.
Die Form der Flasche und die grundlegende Art ihrer Ver-
zierung stimmen gut mit den Flaschen aus Vedrovice über-
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Titel
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Autoren
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen