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Auswertung 107
mithilfe des Programmes WinSerion 1.26 Beta dar, die Peter
Stadler durchgeführte. Da wir bereits mit dem Vorläufer-
programm WinSerion 1.0 bei linearbandkeramischen Fun-
den gute Ergebnisse erzielt hatten227, bestand auch dieses
Mal die Hoffnung, dass durch die Auswertung allein typo-
logisch zu wenig aussagekräftiger Merkmale mithilfe der
Korrespondenzanalyse weitere Grab- oder Grubeninven-
tare einzelnen Phasen zuordenbar werden.
Leider zeigte sich jedoch, dass die geringe Anzahl von
Gefäßen pro Grab bzw. Grube und damit die überwiegend
sehr kleine Zahl an relevanten Merkmalen keine gute Aus-
gangsbasis für diese Analysen waren. Nach zahlreichen Ver-
suchen, die völlig unbrauchbare Ergebnisse lieferten, ist das
hier vorgelegte noch jenes, das am ehesten als chronologi-
sche Abfolge der Keramikinventare interpretiert werden
kann. Insbesondere die Eigenvektordarstellung (Abb. 37)
lässt im Mittelbereich eine klare Verdichtung erkennen, die
etwa mit den typologisch in die mährische Phase II a datier-
ten Inventaren übereinstimmt. Die Gruppe oberhalb ent-
spricht mit einer Ausnahme den typologisch in die niederös-
terreichische Übergangsphase LBK
I/II datierten Ensembles.
Die Ausnahme ist das Füllmaterial des Grabes 57 (57 F), das
trotz des eindeutig jungen Merkmales „rillenquschnitt 2“ (=
im Querschnitt V-förmige Rille) aufgrund vier anderer
Merkmale in dieser Gruppe zu finden ist. Bei den jüngsten
Inventaren ergibt sich aus der Seriation keine klare Absonde-
rung der Keramik der mährischen Phase III. Diese findet
sich in unentwirrbarer Vermischung mit jener der mähri-
schen Phase II b + c teilweise sogar mit II a. Das einzige nicht
typologisch datierbare Keramikinventar, das durch die Seri-
ation eine Zuordnung erfahren hat, ist in dieser unteren
Gruppe zu finden. Es handelt sich um Keramik aus dem
Füllmaterial der Verf. 10, einer alt ausgegrabenen Grabgru-
be, die mit keinem Grab aus 1931 sicher identifizierbar ist.
227. Lenneis, Lüning 2001, 150–156.
Bei den wenigen unverzierten Stücken dieser Gefäß-
form ist die Variante mit abgesetztem Rand hingegen bei
zwei von vier Exemplaren festzustellen, Handhaben er-
staunlicherweise nur bei einem Gefäß (Abb.
34 unten). Jedes
Gefäß dieser unverzierten Form kommt aus einem anderen
Grabtyp, nur eines aus dem schon mehrfach genannten, bei-
gabenreichen Frauengrab (G. 1c/8), ein anderes aus dem
Grab eines Jugendlichen (67-2/12–1).
Von neun rekonstruierbaren Schalen waren nur fünf
verziert, zwei davon kommen aus den Gräbern maturer
Frauen (G. 1c/14, 56/1–3). Je eine verzierte und eine unver-
zierte Schale stammt aus einem Männergrab (81/5–2, 81/7–
1) und dem schon vorhin genannten Grab eines Jugendli-
chen (67-2/13–3, 67-2/11–2), je eine kleine unverzierte
Schale aus einem Männergrab (40/2–1) und dem Grab eines
Kleinkindes (67-1/2–11). Nur die eine kleine verzierte
Schüssel aus dem Grab des Jugendlichen zeigt deutlich alt-
bandkeramische Züge und gehört noch in die Übergangs-
phase LBK I/II, bei zwei unverzierten Stücken erinnern die
markant abgesetzten Flachböden ebenfalls an die altband-
keramische Formgebung. Die restlichen verzierten Schüs-
seln und Schalen sind aufgrund ihres fragmentarischen Er-
haltungszustandes nur allgemein der jüngeren LBK, wohl
in erster Linie der gesamten Phase II zuzuordnen. Zum Un-
terschied von den kugeligen Kümpfen sind die Exemplare
der Schalen/Schüsseln recht unterschiedlich gestaltet, z. T.
dünnwandig und schön gleichmäßig profiliert z. T. aber
auch mit erstaunlich dicken Wandstärken.
Ergebnisse der Seriation der Keramik (Eva Lenneis, Peter
Stadler)
Wie schon oben ausgeführt (Kapitel 5.2.3.1), hat E. Lenneis
die gesamte Keramik numerisch codiert beschrieben, und
dieses Datenmaterial stellte die Grundlage für die Seriation
LBK-Phase Körpergrab (A + E) Brandgrab (A) „Leergrab“ (B) alt ausgegrabene
Grabgrube (A1, B1, C)
Übergangsphase I/II 67-2, 69, G.
8, G.
14 44 G, 78 23a, 90 = G.
04
Phase II a1 22, 66 4
Phase II a2 G.
1c, G.
3, G.
11 19, 53
Phase II a 1+2 56 G, 91, G.
17 54 68
Phase II b 56 F, 57 G+F, 81 F
Phase II c 79 27 37a
Phase III 32, 80 37 28 44 F
Summen datierter Befunde 19 2 4 8
Tabelle
17: Kleinhadersdorf: Gräber pro LBK-Phasen nach Keramik.
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Titel
- Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
- Autoren
- Christine Neugebauer-Maresch
- Eva Lenneis
- Ort
- Wien
- Datum
- 2015
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-7001-7598-8
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 406
- Schlagwörter
- Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
- Kategorien
- Geschichte Historische Aufzeichnungen