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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Seite - 117 -
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Auswertung 117 beiden Enden retuschierte Klinge ist aus Szentgál-Radiola- rit hergestellt. Der Glanz ist bei dem Klingenkratzer entlang der rechten Kante feststellbar. Auf dem Artefakt aus Szent- gál-Radiolarit ist entlang beider Kanten schwacher Glanz sichtbar. Ohne eine Gebrauchsspurenanalyse ist leider nur schwer feststellbar, ob es sich bei den Artefakten um echten Sichelglanz handelt oder ob dieser Glanz nicht anders ent- standen ist (z.  B. durch Schneiden von Leder oder Gräsern)258. Es könnte ganz gut ein universales Messer sein, das zur per- sönlichen Ausstattung der Verstorbenen gehört hat. Genau- so kann man auch die Klingen aus den anderen Gräbern ansehen, die keinen Glanz an den Kanten aufweisen (Tabel- le  22). Artefakte mit Glanz sind noch aus weiteren Gräberfel- dern bekannt. Eine Klinge mit Glanz (Länge ca. 32–34  mm) wurde im Grab 58 im Gräberfeld von Nitra gefunden259. Auch bei diesem Stück ist nicht sicher, ob es sich um echten Sichelglanz handelt. Weiter fand man im Gräberfeld Aiter- hofen-Ödmühle in Bayern in zwei Gräbern (Grab 65 und Grab 106) Klingen mit Glanz. Auch in diesen Fällen wurde der Glanz nicht immer als Sichelglanz interpretiert, sondern sein Ursprung in der Aufarbeitung von Zunderschwamm gesehen260. Schlussfolgerungen und Versuch einer chronologischen Einordnung des Gräberfeldes in Kleinhadersdorf aufgrund der Silexartefakte Bereits vor einigen Jahren habe ich versucht, das Gräberfeld „Široká u lesa“ in Vedrovice chronologisch einzuordnen261. Schon damals habe ich das lithische Material aus beiden Gräberfeldern verglichen und festgestellt, dass es sehr ähn- lich ist. Im Gräberfeld von Kleinhadersdorf wurden die meisten Silices in Männergräbern gefunden. Die Mehrheit der Arte- fakte sind aus Siliziten der Krakauer Jura hergestellt, deren primäres Vorkommen relativ weit entfernt liegt. Als weitere Rohmaterialien wurden transdanubische Szentgál-Radiola- rite und südwestmährische Krumlovský les-Hornsteine benutzt. Dasselbe Rohmaterial-Spektrum ist aus dem Gräberfeld von Vedrovice bekannt. Auch hier überwiegen die aus wei- ten Entfernungen importierten Silizite der Krakauer Jura, begleitet von Szentgál-Radiolariten und lokalen Krumlov- ský les-Hornsteinen (Abb.  40). Dieses im Gräberfeld 258. Korobkova 1999. 259. Pavúk 1972, Abb.  28. 6. 260. Nieszery 1995, 169. 261. Mateiciucová 2002a, 100–101. es aber auch mit der Tatsache verbunden, dass Pfeile norma- lerweise außerhalb der Siedlung verschossen werden. Die geringen Wildfaunenreste in den Siedlungen müssen ebenfalls nicht die reale Situation widerspiegeln. Neben der schlechten Knochenerhaltung, unpräzisen Grabungsme- thoden oder nur ausschnitthaft ergrabenen Fundplätzen könnte der Knochenanteil der Wildbeute deswegen unter- repräsentiert sein, weil die Zerlegung der Jagdtiere bereits am Ort der Erlegung erfolgte. In die Siedlung wird dann nur ein kleiner Anteil der Knochen eingetragen. Auch wenn Fleisch gleich an Ort und Stelle getrocknet oder geräuchert wurde, fehlen Knochen in der Siedlung. Es scheint osteolo- gisch also kaum verifizierbar, welche Rolle die Jagd tatsäch- lich gespielt hat. So sind die Artefakte in den Gräbern als wichtige Indi- zien zu werten, handelt es sich doch bei den Beigaben um eine positive, absichtliche Auswahl, die eine bestimmte Be- deutung widerspiegelt. Pfeil und Bogen als Grabbeigabe muss natürlich nicht gleichbedeutend mit dem Jäger-Status des Besitzers sein. Wie bereits oben erwähnt, ist die mögli- che Vielschichtigkeit der Bedeutung dieser Waffe nicht ent- schlüsselbar. Klar wird jedoch, dass auch im östlichen LBK- Verbreitungsgebiet Pfeil und Bogen eine besondere Rolle gespielt haben und auch hier, wie schon Ch. Jeunesse mein- te257, als ein Relikt mesolithischer (wildbeuterischer) Tradi- tionen gesehen werden sollte. Zu den Klingen mit Glanz bzw. Sichelglanz In Kleinhadersdorf wurden drei Klingen mit Kantenglanz gefunden (Tabelle  22). Bei der Frauenbestattung im Grab 1c/1931 wurde eine Klinge mit Endretuschen an beiden Enden und mit Glanz an einer Kante gefunden. Sie ist aus Silizit der Krakauer Jura gefertigt. Der Glanz dehnt sich über die rechte laterale Kan- te (rechte Kante bedeutet, dass der Basalteil der Klinge oben ist) und das Terminalende schräg aus. Da die Endretusche an dem Terminalende keinen Glanz aufweist, ist sie erst später (nachdem der Glanz gebildet war) entstanden. Der Glanz ist viel stärker entlang der Kante als an der Oberfläche sichtbar und es ist nicht wirklich klar, ob er bei einer Benutzung der Klinge als Erntemesser entstanden ist oder ob seine Bildung eine andere Ursache hat. Dass diese endretuschierte Klinge später noch anders benutzt wurde, verrät auch eine Ge- brauchsretusche, die den Glanz unterbricht. In Grab 17 wurden zwei Klingengeräte mit Glanz ge- funden. Auch in diesen Fällen hat der Glanz sehr wahr- scheinlich nichts mit einem wirklichen Sichelglanz zu tun. Der Klingenkratzer ist aus Silizit der Krakauer Jura, die an 257. Jeunesse 1997.
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Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Titel
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Autoren
Christine Neugebauer-Maresch
Eva Lenneis
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7001-7598-8
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
406
Schlagwörter
Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
Kategorien
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