Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Seite - 128 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 128 - in Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf

Bild der Seite - 128 -

Bild der Seite - 128 - in Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf

Text der Seite - 128 -

Christine Neugebauer-Maresch, Eva Lenneis128 in Derenburg und Halberstadt276, aber auch in Vedrovice277. Nur vereinzelt finden sich Reibplatten/-fragmente von ge- ringer Dicke (2  cm und darunter) und mit völlig ebenen Oberflächen. So gibt es in Aldenhoven-Niedermerz neben neun gebrochenen Getreidemühlen mit Farbspuren auch zwei kleine, anpassende Fragmente einer Reibplatte278. Ein gleichartiges Zahlenverhältnis bieten die bayerischen Grä- berfelder, wo allein aus Aiterhofen ein einziges, ebenfalls kleines Fragment einer dünnen Reibplatte vorliegt279. Für die sechs „Reibsteine“ aus Flomborn gibt es leider keine Abbildungen, da die Objekte bereits verloren sind, die in einigen Fällen angegebenen Maße betreffen nur Länge und Breite280. Die drei großen annähernd vollständigen Reib- platten aus Kleinhadersdorf (G. 1c/5, 43/2, 69/2) dürften somit innerhalb der LBK Seltenheitswert haben. Rechnet man noch die beiden kleineren Reibplattenfragmente (G. 8, G. 10) dazu, so stehen in Kleinhadersdorf fünf Reibplatten 15 (17) sekundär verwendeten Mahlsteinfragmenten gegen- über (Tabelle  27/1, 2). Dies bedeutet, dass der Anteil der Reibplatten, die nie als Getreidemühlen gedient haben kön- nen, in Kleinhadersdorf innerhalb dieser Beigabenkategorie etwa 25  % beträgt, während dieser Anteil sonst maximal 10  % erreicht haben dürfte. Interessant ist nun, dass für die Reibplatten auch ein an- deres Rohmaterial Verwendung fand als für die Mahlsteine. Während letztere durchwegs aus mittelkörnigem Quarz- sandstein gefertigt sind, der für die Produktion von Mehl beste Eigenschaften hat, sind die Reibplatten aus feinem Sandstein, der für das Zerreiben von Farbmineralien sehr gut, für jenes von Getreidekörnern aber wenig geeignet ist281. Ähnlich wie schon bei den Dechseln und Beilen mani- festiert sich also auch hier eine bewusste Materialauswahl. Die Sekundärverwendung von gebrochenen Getreidemüh- len für das Zerreiben der Farbmineralien zeigt, dass für die letztere Tätigkeit geringere Ansprüche gestellt wurden. Die Wichtigkeit der hohen Qualität eines Mahlsteines wird hin- gegen durch den ganz erstaunlichen Import eines Teiles des Rohmaterials aus Mittelböhmen deutlich, das anhand der Einschlüsse von Glaukonit im Quarzsandstein diagnosti- ziert werden kann (siehe Kapitel 6.3). Drei der in Kleinha- dersdorf gefundenen Mahlsteinfragmente (7/4, 67-1/1, 81/2) zeigen dieses bemerkenswerte Fremdmaterial, dessen 276. Fritsch et al. 2010, 198f. 277. Ondruš 2002, 25 Abb.  15b/1; 37 Abb.  30/3; 41 Abb.  36/1; 67 Abb.  69b/1, 8; 95 Abb.  101/1. 278. Dohrn-Ihmig 1983, 85, 122, Taf. 21/1. 279. Nieszery 1995, 161 – Aiterhofen Grab 200 Tafel 61. 280. Richter 1969, 160–172. 281. Freundliche Mitteilung M. Götzinger. gefertigt, und zwar jeweils aus Grobkorn Amphibolit, der aus einer nicht näher definierbaren Quelle im Moldanubi- kum (Böhmische Masse) stammt. Die übrigen für die Beile verwendeten Rohmaterialien sind von minderer Qualität, ihre Herkunftsgebiete nicht genau zu bestimmen. 5.2.3.4 Reibplatten und Mahlsteinfragmente (Eva Lenneis) Die Bestattungen von Kleinhadersdorf waren in unge- wöhnlich reicher Weise mit Reibplatten und Mahlsteinfrag- menten ausgestattet worden. Beide Objekttypen dürften im funeralen Zusammenhang wohl in erster Linie zum Zerrei- ben von Farbstoffen gedient haben, wobei leider nur auf sieben Stücken auch Reste in Form von Rötel-/Ockerspu- ren erhalten geblieben sind (Tabelle  27/1–2). In einigen Fällen waren diese Rötelreste auf der Arbeits- fläche abgrenzbar und sind daher auch auf den Zeichnungen so festgehalten (Abb.  43: G. 1c/5; G. 7; Abb.  44: 80/3), in anderen Fällen glichen diese Rötelspuren eher Schatten ohne deutliche Grenzen (Abb.  43: 43/2; 44/9; Abb.  44: 7/4). Wichtig ist, dass derartige Spuren auch auf einem der beiden Reibesteine (44/8) festzustellen waren, womit ein deutlicher Hinweis auf die Funktion dieser Stücke gegeben ist. Die größten und offensichtlich weitgehend vollständi- gen Stücke sind Reibeplatten von erstaunlich geringer Di- cke (Abb.  43), und zwar jene aus Grab 1c/5 mit nur 2,1  cm sowie aus Grab Verf. 43 (43/2) mit 2,5  cm Dicke. Die Frag- mente aus G.  10 und Grab Verf. 44 (44/9) weisen sogar Di- cken unter 2  cm auf. Alle diese Stücke haben sicherlich nie zum Mahlen von Getreide gedient, da sie unter dem Druck geborsten wären. Bei zwei weiteren Stücken aus G. 8 (Abb.  43) und Grab Verf. 69 (69/2 – Abb.  44) wäre zwar die Dicke von 3,4 bzw. 5–6  cm auch für die Verwendung als Mahlstein ausreichend, die beiden Objekte zeigen aber kei- nerlei Merkmale einer solchen Nutzung. Alle übrigen Stücke sind eindeutig Fragmente ehemali- ger Getreidemühlen, wobei maximal die Hälfte bis ein Drit- tel, in einigen Fällen noch weniger, der ehemaligen Läufer oder Unterlagsplatten erhalten ist (Tabelle  27/1–2). Die Se- kundärverwendung als Reibunterlage für Farbe ist am deut- lichsten an den beiden Stücken aus G. 7 (Abb.  43) und Grab Verf. 80 (80/3 – Abb.  44) zu erkennen. In jenen LBK-Gräberfeldern, wo diese Beigabenkate- gorie überhaupt vorhanden ist, dominieren die gebroche- nen Getreidemühlen als Reibunterlagen für Farbstoffe oder stellen überhaupt die einzige Form dieser Art dar. Letzteres ist in Sondershausen und Bruchstedt275 ebenso der Fall wie 275. Kahlke 2004, 41, 94.
zurück zum  Buch Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf"
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Titel
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf
Autoren
Christine Neugebauer-Maresch
Eva Lenneis
Ort
Wien
Datum
2015
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 4.0
ISBN
978-3-7001-7598-8
Abmessungen
21.0 x 29.7 cm
Seiten
406
Schlagwörter
Neolithic, LBK, cemetery, archaeology, prehistory, Kleinhadersdorf, Lower Austria, Neolithikum, Linearbandkeramik, Archäologie, Urgeschichte, Gräberfeld, Kleinhadersdorf, Niederösterreich
Kategorien
Geschichte Historische Aufzeichnungen
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Das linearbandkeramische Gräberfeld von Kleinhadersdorf