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Der Stoff, aus dem Konflikte sind - Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
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SELIGE MUSLIMINNEN ODER MARGINALISIERTE MIGRANTINNEN? 75 Ursula Plassnik die Inkorporation des Islams als zukunftsträchtiges europä- isches Modell: »In this way it is possible to create a contemporary, future- oriented Islamic life model that draws its strength from a successful com- bination of Muslim religious identity and a solid foundation of European values and acts as an example in Europe and far beyond« (Plassnik 2007). Wie können wir vor diesem Hintergrund die paradoxe österreichische Konstellation erklären, dass in dem Land auf der einen Seite explizit musli- mische Praxen, wie das Tragen des Kopftuchs, anerkennt und auf der anderen Seite muslimische Migranten und Migrantinnen dennoch vielfach von Aus- schluss betroffen sind? Dieser Untersuchungsfrage möchten wir uns zunächst anhand der Dar- stellung von für die Erklärung von Kopftuchpolitiken relevanten Faktoren annähern. In Bezug auf die Frage, wie die sehr unterschiedlichen Kopftuch- regulierungen im Speziellen sowie die Politiken zur Integration von musli- mischen Gruppen in europäischen Ländern im Allgemeinen erklärt werden können, haben bisherige, zumeist vergleichende Studien vor allem die Be- deutung von vier Erklärungsfaktoren herausgearbeitet (Gresch et al. 2008; Read 2007): (1) Der erste Erklärungsfaktor fokussiert auf ›Citizenship Regime‹ eines Lan- des. ›Citizenship Regime‹ vollziehen Grenzziehungen und definieren da- durch, wer zur Nation gehört und wer nicht (Bauböck 2005: 12), wobei sie gleichzeitig Teilhabemöglichkeiten an einer Gesellschaft strukturieren. In Bezug auf die Erklärung der unterschiedlichen Kopftuchregulierungen wird in Studien argumentiert, dass Länder, die eine multikulturelle Aus- richtung haben – also sowohl kulturelle Differenz als auch relativ un- gehinderte Einbürgerung ermöglichen – das Kopftuch im öffentlichen Raum eher anerkennen als Länder, die ›ethno-kulturelle‹ Regime besitzen, also durch restriktive Staatsbürgerschaftpolitiken und weit gehend kultu- rell homogene Vorstellungen der Nation gekennzeichnet sind. Diese Di- agnose trifft auch im Kontrast zu ›republikanischen‹ Regimen zu, welche bei gleichzeitiger Erwartung der Abstraktion von (kultureller) Differenz der Bürger und Bürgerinnen im öffentlichen Raum relativ ungehinderten Zugang zu Staatsbürgerschaft gewähren (Saharso 2007). (2) Ein zweiter Erklärungsansatz betont die Relevanz und Tradition von Gleichstellungsinstitutionen und Antidiskriminierungsregelungen. Es wird schaft in der ersten Hälfte des Jahres 2006, organisierte das Außenministerium eine Konferenz zu dem Thema »Islam in a pluralistic world«, in dem es auf »die österreichische Tradition des Brückenbaus mit der islamischen Welt« hinwies; abrufbar: http://www.bmeia.gv.at/aussenministerium/aktuelles/reden-und-interviews/ 2005/aussenministerin-ursula-plassnik-anlaesslich-der-eroeffnung-der-konferenz- islam-in-a-pluralistic-world.html, 05.11.2008. Das Thema blieb auch während der Ratspräsidentschaft ein Schwerpunkt.
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Der Stoff, aus dem Konflikte sind Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Titel
Der Stoff, aus dem Konflikte sind
Untertitel
Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
Autoren
Sabine Berghahn
Petra Rostock
Verlag
transcript Verlag
Datum
2009
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-89942-959-6
Abmessungen
14.7 x 22.4 cm
Seiten
526
Schlagwörter
Religion, Migration, Geschlechterverhältnisse, Demokratie, Rechtssystem, Politik, Recht, Islam, Islamwissenschaft, Gender Studies, Soziologie, Democracy, Politics, Law, Islamic Studies, Sociology
Kategorie
Recht und Politik
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