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NORA GRESCH/LEILA HADJ-ABDOU
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Tabelle I: Muslimische Bevölkerung in Österreich
Nationalität Total %
Türkei 123.028 36,2
Österreich 96.052 28,3
Bosnien-Herzegovina 64.628 19,1
Serbien und Montenegro 21.594 6,4
Mazedonien 10.969 3,2
Andere Staaten 22.217 6,7
Gesamt 338.488 100
Quelle: Statistik Austria 2002, zit. nach Khorchide 2007: 221.
Die österreichische Migrationsbevölkerung ist insgesamt von einer niedrigen
Qualifikationsstruktur gekennzeichnet. Speziell türkische Migrantinnen
weisen eine schlechte Ausbildung auf. So haben 77 Prozent der Türken und
89 Prozent der Türkinnen nur eine Pflichtschule absolviert, was einem dop-
pelt so hohen Wert im Vergleich zu österreichischen Staatsbürgern und
Staatsbürgerinnen entspricht. Bei Migranten und Migrantinnen aus Ex-Jugos-
lawien beträgt der Prozentsatz an Absolventen und Absolventinnen von (nur)
Pflichtschulen 55 Prozent (Männern) bzw. 69,9 Prozent (Frauen). Die geringe
Schulbildung führt wiederum zu einer entsprechend niedrigen Platzierung am
Arbeitsmarkt. Rund drei Viertel aller Erwerbstätigen aus dem ehemaligen
Jugoslawien und der Türkei sind Arbeiter/innen. Vor allem Frauen verrichten
dabei oft Hilfs- und angelernte Arbeiten. Auf Grund des niedrigen Einkom-
mens ist die Armutsgefährdung von Personen, die keine österreichische
Staatsbürgerschaft besitzen, zweimal so hoch wie für die Gesamtbevölkerung
(Fassmann/Reeger 2007: 190 ff). Zudem weist der österreichische Arbeits-
markt eine hohe ethnische Segmentierung auf. Selbst Nachfahren der Gastar-
beiter/innen haben kaum Chancen beruflich aufzusteigen (Fassmann et al.
1999). Insbesondere Frauen, die Kopftuch tragen, haben in Österreich
Schwierigkeiten beim Eintritt in den Arbeitsmarkt (Heine 2005: 105; Hof-
stätter 2004: 18) oder werden auf Grund des Kopftuchs aus der Beschäftigung
entlassen (Potz/Schinkele 2006: 632). Im Falle der Erwerbstätigkeit arbeiten
sie zumeist in geradezu unsichtbaren Funktionen (Abid 2000). Dies betrifft
auch die zweite Generation bzw. junge Migrantinnen. Eine Studie im Auftrag
des ›Wiener Arbeitsmarktservices‹ im Hinblick auf Jugendliche mit Migra-
tionshintergrund ergab, dass sich insbesondere Hautfarbe und Kopftuch ne-
gativ auf die Verwirklichung des Berufswunschs auswirken (Heckl 2007: 33).
Trotz der Marginalisierung von Frauen mit Kopftuch am Arbeitsmarkt
haben sich daraus bisher kaum öffentlichen Konflikte ergeben. Dies weist
darauf hin, dass die Nichtthematisierung dieser Situation in einem Zusam-
menhang mit dem mangelndem Status oder der mangelnden Repräsentation
Der Stoff, aus dem Konflikte sind
Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- Titel
- Der Stoff, aus dem Konflikte sind
- Untertitel
- Debatten um das Kopftuch in Deutschland, Österreich und der Schweiz
- Autoren
- Sabine Berghahn
- Petra Rostock
- Verlag
- transcript Verlag
- Datum
- 2009
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-89942-959-6
- Abmessungen
- 14.7 x 22.4 cm
- Seiten
- 526
- Schlagwörter
- Religion, Migration, Geschlechterverhältnisse, Demokratie, Rechtssystem, Politik, Recht, Islam, Islamwissenschaft, Gender Studies, Soziologie, Democracy, Politics, Law, Islamic Studies, Sociology
- Kategorie
- Recht und Politik