Seite - 26 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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auf dem Boden sitzt, die Hände auf den Rücken gebunden, der besiegte panuonische Held
mit dem keltischen Torques am Halse, nur mit der keltischen Caliga bekleidet, die seinen
Unterkörper verhüllt.
Unter Angustus erreichten die Römer nur die Dravegrenze; Siscia, das jetzige
Sissek, war die Hauptstadt der Provinz.
Wie dies hänsig zu geschehen Pflegt, folgte auf die Eroberung sehr bald der Auf-
stand, dem sich anch die unabhängigen Stämme anschlössen. Auch dieser wurde nieder-
geworfen, und das ganze Land rechts von der Donau fiel den Römern zu. Die Unabhängig-
keit der keltischen Stämme hörte auf, die Römer besetzten deren Städte und siedelten ihre
ausgedienten Soldaten in diesen an. So entwickelte sich hier ein Provinzialstil des Kunst-
gewerbes, dem wir häufig auf den Denkmälern dieser Zeit begegnen. Charakteristisch sind
dabei die kolossale Fibula, welche das Gewand der Frauen an den Schultern festhält und
die Wagen, mit denen sich die keltischen Häuptlinge begraben ließen.
Die Sprache Roms verbreitete sich rasch unter der römischen Administration, die
Kohorten der Legionen, die hier ihre Standquartiere hatten, waren keine Römer, selten
Italiener, sondern romanisirte Spanier, Belgier, Britannier, Syrer und Bewohner des
Alpenlandes. Unter Trajan war Pannonien nicht mehr von den anderen römischen
Provinzen verschieden, die Städte wurden zu Municipien und Colonien erhoben und
genossen jene Autonomie, welche den römischen Bürgern gebührte.
Grenzprovinzen sind stets den Einfällen der benachbarten Barbaren ausgesetzt, deren
Bekämpfung durch fortwährende Eroberungen unausweichlich wird. So geschah dies unter
Kaiser Trajan an der unteren Donau, wo die Dacier fortwährend Mösien beunruhigten.
Der Kaiser rüstete daher in Viminaeinm eine Flußflotte aus, ließ in die Uferfelsen der
Donau bei der Flußenge eine Straße anshaueu und schlug die Dacier in drei Feldzügen,
nahm Sarmizegethnse, die Hauptstadt König Decebals, ein — Ulpia Trajani war seit
dieser Zeit ihr Name — nnd machte Siebenbürgen unter dem Namen Dacien zu einer
römischen Provinz. Auch hier machte die Romauisirung die raschesten Fortschritte. Während
wir jedoch auf pauuonischeu Inschriften unter den Götternamen selten fremde finden,
sondern stets römische: Neptun und Jupiter, besonders als Dolichenins, der auf dem
Stierrücken steht, Merkur und Mars, Juno, Diana, Nemesis, Sylvanus und die Nymphen,
begegnen wir in Dacien der Epona. Der Mithrasdienst ist häufiger als in Pannonien, ja
selbst palmyrenische Götternamen kommen vor.
Als Denkmal der Feldzüge Trajans steht in Rom seine Triumphsäule, auf welcher
der ganze Krieg in Reliefs abgebildet ist. Es bleibt aber eine Frage, ob das Eostüm der
Dacier, das gegürtete kurze Unterkleid, die breiten Hosen, die am Knöchel zusammengehalten
werden, und bei den Angesehenen der verbrämte lange Mantel uns wirklich ein treues
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch