Seite - 32 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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Kaiser Valentinian I. war wieder ein Pannonier, er ordnete die innere Administration
und bekriegte mit Glück die Barbaren, schlug die Gothen und schloß mit ihnen Frieden,
doch die Qnaden, verbündet mit den Sarmaten, brachen wieder in Pannonien ein; nur ein
Zufall verhinderte, daß Eonstantia, die Enkelin Constantin des Großen in ihre Gewalt
fiel. Der Kaiser eilte auf diese Nachricht von Trier nach Syrmium und hinauf uach
Bregetio (6 Szöny), von wo er in das Gebiet der Qnaden einfiel und sie züchtigte. Als
er 375 wieder gegen sie rüstete und sie durch eine Gesandtschaft seinen Unwillen zu
beschwichtigen suchten, übermannte ihn der Zorn bei ihrem Empfange derart, daß ihn
während seiner Rede der Schlag traf. Die Legionen schickten augenblicklich Abgesandte zu
der Kaiserin Justina, die in der Nähe weilte, und luden sie in das Lager ein, wo sie ihrem
kleinen Sohne, den die Kaiserin auf dem Schoße hielt, als Kaiser Valentinian II. mit
demselben Enthusiasmus Treue schworen, mit welchem elfthalbhnndert Jahre später die
Ungarn ihrer Königin Maria Theresia huldigten.
Die Zeit der Völkerwanderung.
Der Todeskampf des römischen Kaiserreiches war langwierig, die Kämpfe der
Thronprätendenten, die Ausrottung des alten Glaubens, der Streit zwischen den Arianern
uud Katholiken und die Zweitheilung des Reiches zehrten seine Lebenskraft auf, und eben
zu dieser Zeit erschien ein neues Volk in Europa am schwarzen Meer und läugs der Donau,
die Hunnen, welche das Gothenvolk gegen Westen drängten. Sie gehörten einer andern
Race an als die Germanen, Slaven und Römer und fanden in Attila, dem Sohne
Mundznks, einen Staatsmann als König, der im Stande war, die verschiedensten Völker
uuter seinem Scepter zu vereinigen. Gothen- und Gepideuköuige erkannten seine Ober-
herrlichkeit an und mehrten den Glanz seines Hofes, an welchem Earpilio, der Sohn des
besten römischen Feldherrn Aetius, seine kriegerische Erziehung erhielt. Aetius selbst war
mit Attila bekannt, mit dem er sich am Hofe des früheren Hunnenkönigs Rugilas befreundet
hatte, als er bei diesem erst als Geisel, dann als Verbannter einige Jahre verweilte.
Ostgothen, Gepiden, Alanen, Rngier, viele barbarische Völker folgten der Fahne
des fremden Heerführers, weil sie an seinen Glücksstern glaubten und sich vor seiner fürst-
lichen Persönlichkeit beugten; er wußte auch immer sein Ansehen zu erhalten.
Attila machte sich jeden Umstand zunutze, der seine persönliche Würde kräftigen
konnte. Ein Hunnenhirt grub ein Schwert aus, dessen Spitze aus dem Boden hervorragend
den Fuß seiner weidenden Kuh verwundet hatte. Wegen seiner ungewöhnlichen fremdartigen
Form brachte er es dem König, der es als das Symbol des Kriegsgottes, als dessen vom
Himmel gefallenes Geschenk annahm, welches die Eroberung der Welt bedeute. Es mag
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch