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und der Heide, der römische Bürger und der asiatische Barbar vermischten sich an diesem
Hofe mit den Fürsten der germanischen Stämme.
Attila träumte wirklich von der Weltherrschaft. Alle Barbarenvölker scharten sich
um ihn, sein Angriff galt jetzt dem Weltreich, Gallien war das Ziel seines Feldzuges. Auf
dem Wege dahin schlössen sich die Thüringer und Franken ihm an und stürzten sich
verwüstend auf das jetzige Frankreich, wozu die Erbstreitigkeiteu im Königshause den
Vorwand gaben.
Merovens, der jüngere Sohn König Chlodwigs, wurde vom Kaiser Valeutinian III.
unterstützt, während Attila die Partei des älteren Bruders nahm und dabei als Verlobter
Honoria's, der Schwester des Kaisers, auftrat und ihren Brautschatz forderte, denn die
unglückliche Prinzessin, die infolge eines Fehltrittes am Hofe ihres Bruders beinahe als
Gefangene behandelt wurde, hatte insgeheim einen Ring dem Hunnenkönig zugesendet.
Valentinian verschmähte eiue solche Verschwägerung und Attila begann Gallien zu
verheeren, verwüstete Metz und belagerte eben Orleans, als das nahende römische Heer
unter der Führung des Aetius die Stadt entsetzte. Die Westgothen mit ihrem König und
seineu Söhnen folgten dem römischen Heerführer, die zwei riesigen Heere trafen auf der
catalauuischeu Ebene einander.
Der Kampf war erbittert und dauerte vom Morgen bis in die späte Nacht. Die
Chroniken erzählen von dreimalhnnderttausend Gefallenen, unter ihnen befand sich
auch Theodorich, der Westgotheukönig; doch war es keiue Entscheidungsschlacht, sie setzte
nur dem Vordringen Attilas eine Grenze und nöthigte ihn zum Rückzug. Aber auch die
Westgothen zogen sich in die Pyrenäen zurück, Aetius und Merovens wagten es nicht, den
Rückzug Attilas zu belästigen.
Der berühmte Sieg der Römer hatte weder die Macht noch die Furchtbarkeit des
Hunnenkönigs gebrochen, schon im nächsten Frühling forderte er wieder die Hand und
den Brautschatz Honorias, brach in Italien ein, eroberte Aqnileja, zerstörte die Stadt
und brandschatzte ganz Oberitalien.
Der christlichen Legende zufolge war es das Gebet des heiligen Lupus, das in
Frankreich Troyes rettete. Die heilige Genovefa wandte den Zorn Attilas von Paris, der
heilige Anianns von Orleans ab; in Italien waren es die beredten Worte des Papstes
Leo des Großen und die Geschenke Valentinians, die den Hunnenkönig bewogen, Rom
zu verschonen und mit unermeßlicher Beute zu den Ufern der Theiß zurück zu kehren.
Hier traf ihn im Jahre 453 nach Christus in der Brautnacht der Schlag und sein
Reich zerfiel eben so schnell, wie es unerwartet sich erhoben hatte, denn es beruhte auf dem
Bündnisse der Barbarenvölker, die nur das Ausehen einer großen Persönlichkeit zusammen-
halten konnte.
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch