Seite - 65 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5

65 „Ungarns treuer König" zu sehen war. Dieses griechische Diadem, welches Geza mit der durch den Papst Sylvester geschenkten Krone zusammenschmieden ließ, bildet noch heute de» unterm Theil der heiligen ungarischen Krone. „Zwei scharfe Schwerter vertragen sich nicht in einer Scheide", wurde der Wahl» spruch an Salomous Hofe. Bald darauf brach der Bürgerkrieg aus. Die Herzoge siegten bei Czinkota, in der Nähe von Pest, und Geza wnrde König. Vergeblich rief Salomon seinen Schwager, den deutschen Kaiser Heinrich IV. zu Hilfe, iudem er ihm das Land znm Lehen anbot. Die deutschen Truppen waren gezwungen, ohne Erfolg zurückzukehren. Wieder war es der hohe Clerns, der die Beilegung der Streitigkeiten innerhalb der königlichen Familie in die Hand nahm. Geza gab der Fürsprache des Kalocsaer Erzbischoss Desiderins nach, machte sich mit dem Gedanken des Ausgleichs vertraut uud schickte endlich Gesandte an Salomon. Dieser Versuch wurde iudeß durch den Tod Gezas vereitelt (1077). Statt seiner wurde sein jüngerer Bruder, der tapfere Feldherr, der populäre Ladis laus durch die Nation auf den Thron gesetzt. Ladislans sandte nach seiner Krönung Boten an den Papst, dem er seine kindliche Ergebenheit versichern ließ. Aber der mächtige Gregor VII., der die weltlichen Fürsten zu Unterthanen des heiligen Stuhles zu machen wünschte, forderte von ihm wiederholt die Anerkennung der Oberhoheit des Papstes. Ladislaus wollte uud konnte jedoch die Unabhängigkeit des Landes auch gegenüber dem heiligen Stuhl aufrecht halten und über- ging die Forderung des Papstes mit Stillschweigen. Und Gregor VII., der in dem Kampfe des Papstthums gegen das Kaiserthnm mit Sicherheit ans das selbständige Ungarn rechnen mochte, überzeugte sich vou dem männlichen, unbeugsamen Charakter des Königs und gab Ungarn I. 5