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Wie wenig selbstlos der Kaiser in seinem Vorgehen war, zeigte sich gar bald, als
Bela die Herausgabe Syrmiens als seines Erbes forderte und abgewiesen wurde, worauf
Manuel abermals Streitkräfte uuter Stefau IV. nach Ungarn schickte. Als die Ungarn
Stefan IV. zu bedrängen anfingen, eilte Manuel selbst zu seiner Hilfe herbei, setzte bei
Peterwardein über die Donau und schlug sein Lager in der Bäeska ans. Statt sich zu
schlagen, begann er abermals zu uuterhaudelu und beschloß den Streit durch einen Frieden,
demzufolge er auf die weitere Beschützung Stefans IV. verzichtete, die Ungarn ihm dagegen
Syrmien, das geforderte Erbe Be'las überließen.
Da aber Manuel, dem Friedensschlüsse entgegen, einen Theil seiner Truppen in
Syrmien zur Unterstützung Stefans zurückließ, brach der Krieg ueuerdiugs aus, in dessen
Verlaufe Stefan IV., in Semlin eingeschlossen, durch einen seiner Mannen vergiftet wurde
und starb (1163).
Vier Jahre lang wnrde der ungarisch-griechische Krieg mit wechselndem Glücke in
Dalmatien und an den Ufern der unteren Donau und Save geführt. Die zeitgenössischen
Byzantiner Chronisten haben interessante Daten über diesen Krieg verzeichnet. Während
des viel Blut kostenden Krieges mußte sich der Kaiser immer mehr davon überzeugen, daß
infolge des Widerstandes der Nation es unmöglich sei, seinen kühnen Plan, die Einverleibung
Ungarns, auszuführen. Die griechischen Scharen vermochten selbst nicht nach dem einen
oder anderen Siege weit über die Grenzen des Landes vorzudringen.
In dem Verhalten Manuels gegenüber Ungarn wurde jedoch ein jäher Umschwung
hervorgerufen, nicht durch den Widerstand der Nation, sondern durch die im Jahre 1170
erfolgte unvermnthete Geburt seines Sohnes und Erben. Seither wünschte er Bela nicht
mehr zu seinem Nachfolger, gab ihm auch seine mit ihm verlobte Tochter nicht zur Frau,
sondern vermählte den jungen ungarischen Thronbewerber mit der jüngeren Schwester seiner
Frau. Seinen Sohn ließ er in dessen zweitem Lebensjahre zu seinem künftigen Nachfolger
krönen (1172).
Der plötzliche Tod des siebennudzwanzigjährigen Jünglings Stefan III. wurde vom
Volksglauben griechischen Intriguen und byzantinischem Gifte zugeschrieben und öffnete
jedenfalls dem Zögling Manuels, Be la III., den Weg zum ungarischen Thron.
Ein Theil der ungarischen Patrioten und namentlich der Clerns fühlte sich dem in
Griechenland erzogenen Jüngling gegenüber fremd, die Königin-Witwe selbst war ihrem
jüngeren Sohne Geza günstiger gestimmt, aber die Mehrheit schloß sich schon darum
dem älteren Bruder Bela an, damit das Land durch dessen Thronbesteigung Syrmien und
Dalmatien kampflos wiedergewinne.
Als der Graner Erzbifchof Lnkas sich weigerte, den vermeintlich griechisch-orthodoxen
B6la zu krönen, ließ BKa III. mit Erlanbuiß des Papstes den Erzbischof von Kalocsa
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch