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die Krönung vollziehen (1174). Er verstand es dann, die durch die Krone erlangte
Autorität auch seinem jüngeren Bruder Geza uud seiner Mutter gegenüber mit starker
Hand aufrechtzuhalten.
Bela blieb bis zu seinem Tode in guten Beziehungen zu Manuel; er ließ Syrmien
und Dalmatien in dessen Händen, und erst nach dem Tode des Kaisers gelangten diese
Provinzen unter die ungarische Oberhoheit zurück (1180).
Bela gewann nicht nur Dalmatien wieder, sondern breitete die Oberhoheit der
ungarischen Krone auch über Galizieu aus und ließ seinen jüngeren Sohn Andreas auf
dessen Thron setzen. Diese Eroberung hatte zwar keine Dauer, aber der Königstitel von
Galizien und Lodomerien befindet sich seit jener Zeit unter den Titeln des ungarischen
Königs. Bela III., der am Hofe zu Byzauz erzogen war, führte die Gepflogenheit ein, daß
am königlichen Hofe alle Angelegenheiten schriftlich verhandelt, ebenso die Verordnungen,
Urtheile, Berichte schriftlich abgefaßt wurden, wodurch viele Mißbräuche verhindert und
die Sicherheit des Eigenthums gehoben wurde. Unter seiner 23jährigen Regierung machte
das Land in Wohlstand und Cultur erfreuliche Fortschritte.
Seinem Tode nahe, verfügte er, daß sein älterer Sohn Emerich, den er noch bei
seinem Leben krönen ließ, das Land nngetheilt besitze, seinem jüngeren Sohne Andreas
hingegen hinterließ er Güter und Schätze, damit er sein Gelübde erfülle und an einem
Kreuzzuge theilnehme (1196).
Andreas aber, von Ehrgeiz gestachelt, verwendete die ihm von seinem Vater hinter-
lassenen Schätze nicht zu Zwecken eines Kriegszuges ius heilige Land, sondern warb
Truppen für seine eigenen selbstsüchtigen Ziele, forderte nach alter Gewohnheit seinen
Antheil am Lande und nahm Kroatien und Dalmatien factisch in Besitz, occnpirte auch
Raum und Chulmia, das heutige Bosnien und Hercegovina, uud entzündete einen
Bürgerkrieg, in welchem jedoch das Glück auf Seiten Emerichs war. Andreas flüchtete
zu Leopold, Herzog von Österreich, worauf Emerich die Grenzbezirke Österreichs mit
Feuer und Schwert verheerte. Die Eintracht zwischen den Brüdern wurde durch die
Fürsprache des Papstes wieder hergestellt und Andreas Kroatien und Dalmatien, welche
er forderte, zugesprochen (1200).
Nachdem die Ruhe wieder hergestellt war, mengte sich Emerich, mit seinem jüngeren
Bruder vereint, in die Familienzwistigkeiten der serbischen Dynastie und unterwarf
Serbien dem ungarischen Scepter (1202); er dehnte ferner seine Eroberungen auf den
westlichen.Theil Bulgariens aus und nahm unter die übrigen königlichen Titel auch
diejenigen der neuen Länder auf.
Die Eintracht der Brüder dauerte nicht lange. An der Dran stellten sich die Scharen
des Königs und Andreas' einander gegenüber ans. Emerich beuützte jedoch statt des zweifel-
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch