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Angelegenheiten der benachbarten Reiche mit mehr Aufmerksamkeit verfolgen konnte. Nach
dem Aufhören der inneren Wirren traf er zahlreiche heilsame Maßregeln zur Erhaltung
der öffentlichen Ordnung nnd zur Vermehrung der allgemeinen Wohlfahrt. In welchem
Maße durch dieselben die königliche Autorität wieder hergestellt wurde, wird durch uichts
deutlicher erwiesen, als durch die mit außerordentlichem Glänze in Visegrad abgehaltene
Fürsten-Zusammenkunft, bei welcher Karl, mit Übergehung des Kaisers, die Zwistigkeiten
zwischen dem böhmischen und dem polnischen Könige, zwischen dem deutschen Ritterorden
nud mehreren deutschen Fürsten als Schiedsrichter schlichtete und ihre Verhältnisse ordnete.
In seiner politischen Wirksamkeit verlor Karl die Hebung des Glanzes und der
Macht seiner Familie nicht aus deu Augen und war bestrebt, die Kronen von Neapel und
Polen für seine Nachkommen zu erwerben. Zu diesem Behufe verlobte er seinen jüngeren
Sohn Audreas mit Johanna, der Enkelin seines Onkels Robert, Königs von Neapel, und
führte ihn nach letzterer Stadt, damit er hier als Thronfolger erzogen werde (1333),
seinen älteren Sohn Ludwig dagegen, den ungarischen Thronerben, ließ er durch seinen
Schwager, den kinderlosen polnischen König Kasimir, als Thronfolger adoptiren und durch
den polnischen Reichstag als solchen anerkennen (1339). Seine Idee war: durch Vereinigung
der Länder der ungarischen und der polnischen Krone einen mächtigen Staatenbund zu
schaffen, der von entscheidendem Einflüsse auf die Geschicke Osteuropas werden sollte.
Karl Robert, in der schweren Schule des Lebens erwachsen, hatte die Menschen
keime» gelernt und ergriff mit reicher, in Mißgeschicken gesammelter Erfahrung, mit in
langen Kämpfe« gestählter Seeleuskraft die Zügel der Regierung in einem von Auflösung
bedrohten Lande; er vollzog die schwere Aufgabe der Reform mit Entschiedenheit,
Klugheit uud Energie. Es gereichte dem durch Parteihader zerrissenen Ungarn zum Heile,
daß Karl im vollsten Sinne des Wortes zu herrschen entschlossen und fähig war und daß
er es verstand, die Interessen der Nation mit denen seiner Familie in Einklang zu bringen.
Karl, obwohl auf fremdem Boden geboren, identificirte sich vollständig mit der Nation.
Als er im Jahre 1337 seinen Thronerben Ludwig mit Margarethe, der Enkelin des
Der Anfang einer Urkunde König Ludwigs vom 13. März 1377.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch