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blutige Rache zu uehmeu beabsichtige, verschwöre» sich dieselben und tödteten ihn unter
Mitwissenschaft und Einwilligung Johannas in Aversa (18. September 1345).
Ludwig schwur, an Johanna und ihrer Partei Rache zu nehmen; zu diesem Zwecke
verbündete er sich mit Albrecht, Herzog von Österreich, und mit dem deutschen Kaiser,
Ludwig dem Baier, schickte Abgesandte an die europäischen Höfe, um Hilfe für einen
Rachekrieg werbend, und forderte von dem Papste, daß er Johanna als Gattenmörderin
ihres Thrones entsetze. Der Papst erklärte jedoch, daß er Johanna, solange ihre Schuld
nicht erwiesen sei, ihrer Herrschaft nicht verlustig erklären könne; gegen den Mörder
schleuderte er zwar sein Anathem, ordnete auch eine Untersuchung an, vernrtheilte jedoch
Johanna nicht, sondern gab ihr vielmehr die Erlaubniß, sich mit dem Herzog Ludwig
von Tareut zu vermählen (20. August 1346).
Da er vom Papste keine Genugthuung erlangen konnte, entschloß sich Ludwig zum
Kriege und führte, weil er von Venedig, Genua und Sicilieu keine Schiffe erhielt, seine
Truppen zu Lande nach Neapel, im Herbste 1347. Seinen Kriegsscharen flatterte die
schwarze Fahne mit dem Bildnisse seines ermordeten jüngeren Bruders voran. Am
23. December desselben Jahres lagerte er bei Aquila auf neapolitanischem Boden; nach
einigen Tagen wurden die Truppen Ludwigs von Tarent, der mit seiner Frau in die
Provence geflüchtet war, bei Capua zerstreut und Lndwig kam am 18. Jänner 1348 bei
Aversa an. Hier empfing er Karl von Dnrazzo und Philipp von Tarent, hierher lud er
auch die übrigen Prinzen des königlichen Hofes, ließ sie gefangen nehmen und Karl
von Durazzo, den Gemal der von König Robert für Ludwig bestimmt gewesenen Maria,
an jenem Orte, wo Andreas durch seine Mörder erdrosselt worden war, am 23. Jänner
des Jahres 1348 enthaupten.
Am andern Tage zog er an der Spitze seiner Truppen in Neapel ein, empfing die
Huldigung der Stadt, nahm den Titel eines Königs von Sieilien an, ernannte den
postHumen Sohn Andreas', den Säugling Karl zum Thronerben und sandte ihn nach
Visegräd. Vom Papste forderte er die Bekleidung Karls mit der Königswürde und die
Bestrafung Johannas und erklärte sich in diesem Falle bereit, seinen Rechten auf Neapel
zu entsagen und dieselben auf den heiligen Stuhl zu übertragen; der Papst weigerte sich
indeß fortwährend, Johanna als schuldig zu erkennen.
Hierauf entschloß sich Ludwig, Neapel mit bewaffneter Hand zu behaupten. Er selbst
kehrte zwar nach Ungarn zurück, aber Stesau Laczkfi, Wojwode von Siebenbürgen, hielt
mit den seiner Leitung anvertrauten Truppen Neapel und Umgebung besetzt. Laczkfi
lieferte zwar mit seinen, obgleich durch die Pest decimirten Trnppen einige glückliche
Schlachten gegen die Scharen des zurückgekehrten Paares Ludwig von Tarent und Johanna,
war aber nicht im Stande, das im fortwährenden Aufruhr befindliche Land zu bändige»,
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch