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ungarischen Magnaten und Edelleute iu dein gebildeten Italien sammelten, blieben der
einzige Gewiuu des an romantischen Einzelnheiten reichen Feldzuges.
Während des langwierigen neapolitanischen und während des lithauischen Feld-
znges 1351 hatten die Herren, welche dem Könige mit ihren Banderieu folgten, sowie die
Adelsinsnrrectiou ihre Anhänglichkeit dnrch so viele Geld- und Blutopfer bewiesen, daß
Ludwig auf ihren Wunsch zum Lohne für ihre Treue auf dem Ende 1351 abgehaltenen
Reichstage die goldene Bulle Andreas' II. mit Freuden bestätigte. Nur deu vierten Punkt
derselben änderte er dahin ab, daß fortan die ohne männliche Nachkommen sterbenden
Edelleute über ihre Güter nicht sollten frei verfügen dürfen, sondern daß diese Güter ihren
Brüdern und Blutsverwandten oder bei deren NichtVorhandensein dem Fiscns zufallen
sollten. Auf diesem Reichstage war es auch, daß Ludwig zur Erleichterung der Lasten der
Adelsstände in Bezug auf die Ausrüstung der Banderieu und der Jnsurrectiou ein Gesetz
schuf, wonach fürderhin die „Unterthanen" sowohl auf den Gütern des Königs nnd der
Königin, als auch auf den Gütern der drei bevorzugten Stände ihren Grnndherren ein
Neuntel ihrer Getreide- und Weinprodnction abzugeben hatten.
Weit wichtiger und ergebnißreicher für Ungarn als der neapolitanische Krieg waren
die gegen Venedig gerichteten Feldzüge. Ludwig lagerte bereits im Jahre 1346 vor Zara,
dessen gegen Venedig sich auflehnende Bürger ihn zu ihrem Schutze herbeigerufen hatten.
Da er aber über keine Flotte verfügte, konnte er anch das von den Venetianern bei Zara an
der Küste erbaute Fort nicht einnehmen und war gezwungen, die Demüthigung der stolzen
Republik uud die Wiedereroberuug Dalmatiens auf eine gelegenere Zeit zu verschieben.
Als der mit Venedig gelegentlich des neapolitanischen Feldzuges auf acht Jahre
geschlossene Waffenstillstand nahezu abgelaufen war, bereitete sich Ludwig über Auf-
forderung des heiligen Stuhls auf einen Feldzng gegen den serbischen Fürsten Duschan
vor, der den Titel Ezar angenommen, sich der Oberhoheit des ungarischen Königs entzogen
hatte uud sein dem Papst abgelegtes Gelöbniß, sammt seinem Volke in den Schoß der
römischen Kirche zurückkehren zu wollen, zu erfüllen zögerte. Ludwig, der wegen seines
frommen Eifers durch den Papst mit dem Titel eines Bannerträgers der Kirche aus-
gezeichnet wurde, versammelte im Sommer 1356 ein Heer von 100.000 Kriegern in Agram
und verkündete laut, daß er gegen den schismatischen Ezaren Duschan zu Felde ziehe; er
waudte sich indeß plötzlich nach Friaul, fiel iu venetianisches Gebiet ein, eroberte dort
mehrere Städte und Burgen nnd belagerte Treviso längere Zeit. In dem über ein Jahr
andauernden Feldzuge, während dessen auch Zara eingenommen wurde, bedrängte Ludwig
Venedig solange, bis die Gesandten der Republik vor ihm in Zara um Friede» flehten. In
den? Friedensvertrage verzichtete Venedig für immer auf Dalmatieu uud auf den durch die
Dogen geführten Titel „Herzog von Kroatien und Dalmatien", erhielt dagegen Alles
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch