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Die Vermittlung des päpstlichen Legaten verhinderte nicht den Ausbruch des Krieges
und der Zwist endigte auf Grund eines schiedsrichterlichen Urtheils damit, daß der Kaiser
auf dem Brüuuer Cougresse für seine unbedachten Worte feierlich um Verzeihung bat (1364).
Die Türken hatten schon 1361 Adrianopel eingenommen, drei Jahre darauf
eroberten sie auch einen großen Theil Bulgariens. Ludwig wollte der türkischen Eroberung
einen Damm setzen und führte sein Heer durch die Walachei nach Widdin, welches er
einnahm; er besetzte hierauf den westlichen Theil Bulgariens und gründete das bulgarische
Bauat (1365). Während der Vertheidigung dieses Bauates lieferten die ungarischen
Truppen den Türken das erste siegreiche Treffen (1366). Zum Andenken daran ließ
Ludwig die Kirche von Mariazell erbauen, deren kostbare Meßgewänder und Kleinodien
noch heute Zeugniß von der Freigebigkeit des frommen ungarischen Königs ablegen.
Als König Kasimir von Polen, der Schwager Ludwigs, ohne Söhne zu hinter-
lassen, am 5. November 1370 starb, fiel die polnische Krone laut eines mit Karl Robert
geschlossenen und mehrmals bestätigten Vertrages au Ludwig, der sich in Krakan krönen
ließ und die Regierung Polens seiner Mutter, der Schwester des verstorbenen Königs,
übertrug. Die fortwährenden Unruhen der Polen erschwerten jedoch der Königin Elisabeth
das Regieren so sehr, daß sich Ludwig zur Herstellung des Friedens gezwungen sah, mit
den polnischen Ständen in Kaschau einen Reichstag abzuhalten und den polnischen Adel
fast ganz von der Besteuerung zu befreien, woran er jedoch die Bedingung knüpfte, daß
die Polen die Erbfolge auch auf seine Töchter ausdehnten (1374). Da aber die Unruhen
trotz alledem nicht aufhörten und Elisabeth infolge derselben gezwungen war, Polen zu
verlassen, vertraute Ludwig die Regierung Polens dem Oppelner Herzog Ladislans,
Palatin von Ungarn an, Galizien und Lodomerien dagegen, welche er enger an die
ungarische Krone knüpfen wollte, unterwarf er der Verwaltung ungarischer Wojwoden.
Mit Venedig, welches den Verlust Dalmatieus nur schwer verschmerzen kouute und
den Handel der dalmatinischen Städte nach Möglichkeit schädigte, hatte Lndwig als
Verbündeter des Herzogs Franz Earrara von Padna schon 1373 einen resultatlosen Krieg
geführt; den entscheidenden Schlag gegen die Republik führte er jedoch erst später in dem
gemeinschaftlich mit Genua und Earrara länger als drei Jahre fortgesetzten Kriege.
Venedig, welches sowohl zur See, als zu Lande schwere Niederlagen erlitt, war gezwungen,
den Frieden von Turin anzunehmen, in welchem es sich verpflichtete, jährlich am Stefanstage
7.000 Dukaten an die ungarische Krone zu entrichten (8. August 1381). Den Thron von
Neapel, auf welchen er verzichtet hatte, wollte Ludwig dem auch vom Papst Urban VI.
begünstigten Prinzen Karl von Durazzo erwerben, den er schon 1365 an seinen Hof rief
und bald darauf zum Bau von Kroatien nud Dalmatieu ernannte. Nachdem Karl eidlich
gelobt hatte, daß er die Töchter Ludwigs in dem Besitze des ungarischen und des polnischen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch