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aufgabe, die Macht der Türken zu brechen. Dieses Ziel schwebte ihm vor Augen, als er
in dem sogenannten langen Feldzuge, welcher von Ende Juli 1443 bis Weihnachten
dauerte, mit dem ritterlichen jungen König nach mehreren im Donauthal gelieferten
glücklichen Schlachten die Truppen über Sofia hinaus bis an die Balkanpässe führte und
seinen Namen zum Schrecken der Türken machte. Die europäischen Mächte planten über
Aufforderung des heiligen Stuhls einen neuen Feldzug, als dessen Endziel die Verdrängung
der Türken aus Europa galt.
Die ungarische Nation war bereit, die große Aufgabe zu unternehmen, und schon
befaßten sich König Wladislaw und seine Großen mit den Vorbereitungen zu dem in
Aussicht genommenen Feldzuge, als Sultan Murad so günstige Bedingungen stellte, daß
der König nicht umhin konnte, dieselben, übereinstimmend mit dem Staatsrath und auf
Befürwortung Hunyadis selbst, anzunehmen und den auf zehn Jahre geschlossenen Frieden
mit einem feierlichen Schwüre zu bekräftigen (am 1. August 1444). Dieser Friedensschluß
wurde jedoch vom Cardinal Julian, als den Interessen der Christenheit zuwiderlaufend,
angefochten und für nngiltig erklärt, und seiner Beredtsamkeit, mit welcher er den sicheren
Erfolg des beabsichtigten Feldzuges in verführerischen Farben schilderte, gelang es, König
nnd Stände dem Vertrage entgegen zur Theilnahme an dem gemeinsamen Unternehmen
der Christenheit zu bewegen. Das Resultat war, infolge des Verrathes der in den
Dardanellen Wache haltenden italienischen Flotte, die Niederlage bei Varna, wo der
junge König mit dem Kern seines ungarischpolnischen Heeres und Cardinal Julian selbst
nms Leben kamen (am 10. November 1444).
Die Vorsehung rettete das Leben Johann Hunyadis zum Heile für Ungarn, welches
durch Parteiunwesen und Anarchie an den Rand des Verderbens gerathen war. Der
Pester Reichstag anerkannte zwar den postHumen Ladislans als König, falls der römische
Kaiser Friedrich ihn und die durch Elisabeth mit Beschlag belegte Krone sofort heraus-
geben würde. Dieser Beschluß war jedoch uicht nur ungeeignet, die Zwistigkeiteu mit
Friedrich beizulegen, sondern steigerte dieselben sogar noch und die ungarischen Deputationen
bemühten sich mehrmals vergebens, den Kaiser günstig zu stimmen. Noch unzweckmäßiger
im Hinblick auf die zerfahrenen Verhältnisse des Landes erwies sich jene Verordnung des
Reichstages, nach welcher die Leitung der Regierung, die Wiederherstellung der öffentlichen
Ordnung sieben Obercapitänen, welche aus den mächtigsten Magnaten des Landes gewählt
wurden, anvertraut und speciell Siebenbürgen und das Land jenseits der Theiß in den
Schutz Hunyadis gestellt wurde (im April 1445).
Die trüben Erfahrungen eines einzigen Jahres genügten nur zu sehr, um die
Patrioten von der Nothwendigkeit einer einheitlichen Regierung zu überzeugen. Die
öffentliche Meinnng verlangte die Errichtung einer Regentschaft und die auf dem Rakosfelde
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch