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erhaltmig ihrer Privilegien zu den Waffen griffen (1467). Diese Bewegung wnrde jedoch
durch das rasche Erscheinen des Königs Matthias erstickt, der die Häupter des Aufruhrs
exemplarisch bestrafte und seine Scharen im Spätherbste gegen Stefan, den Wojwoden der
Moldau führte, der mit den Aufrührern im Einverständnisse war. Fühlend, daß in offener
Schlacht keine Aussicht auf Sieg für ihn sei, wollte der Wojwode die bei Baja lagernden
ungarischen Truppen durch einen nächtlichen Überfall vernichten, wurde jedoch von den
Ungarn nach einem mörderischen Kampfe, in welchem Matthias selbst eine schwere Wunde
erhielt, zurückgeschlagen. Matthias langte mit seinen sich zurückziehenden Truppen zu
Weihnachten in Kronstadt an, wo er die Abgesandten des sich unterwerfenden Wojwoden
empfing. Gegen Georg Podiebrad, welcher vom Papste wegen der Begünstigung der
Hussiteu mit dem Banne belegt wurde, unternahm Matthias 1468 auf Wunsch des
heiligen Stuhles einen Feldzug mit der Absicht, die Länder der böhmischen Krone seiner
Herrschaft zu unterwerfen. Seine ausgezeichnet organisirten Truppen erfochten bald
glänzende Resultate, infolge deren ihn die böhmischen und mährischen katholischen Stände
zum König wählten und ihm in Olmütz und Breslan Treue schwuren (am 3. und
31. Mai 1469). Um so erbitterter kämpften die böhmischen Calixtiner gegen ihn, die nach
dem Tode Podiebrads auf dem Kuttenberger Reichstag Wladislaw, den fünfzehnjährigen
Sohn des polnischen Königs, zu ihrem König wählten (27. Mai 1471).
Der böhmische Krieg hatte während der drei Jahre seiner Dauer Ungarn mehr als
drei Millionen Dukaten gekostet; unter dem Druck dieser Last wurde die Unzufriedenheit
eine allgemeine. Die Verschworenen, von Johann Vitez, Erzbischos von Gran, dem
gelehrten Erzieher des Matthias, und von Johann, dem Fünfkirchener Bischof und
berühmten lateinischen Dichter geführt, boten die Krone Kasimir, dem jüngeren Sohne des
polnischen Königs an. Derselbe kündigte schon von Krakan aus Matthias den Krieg an
(am 6. September 1471) und drang mit seinen Truppen im Laufe von zwei Monaten bis
Hatvan vor, um sich auf dem Räkosfelde zum König ausrufen zu lassen. Bis dahin aber
hatte Matthias schon den größten Theil der aufständischen Magnaten dnrch das Versprechen
der Begnadigung entwaffnet und erwartete bei Pest seinen Gegner. Kasimir wich den
kampsgerüsteten Truppen Königs Matthias' aus und schloß sich in der Festung Neutra,
welche in den Händen des Erzbischoss Vitez war, ein. Als jedoch Matthias die Festung
umzingelte, entfloh Kasimir, bevor noch die Besatzung capitulirt hatte, zu Anfang des
Jahres 1472 nach Polen. Matthias ließ den ungetreuen Erzbischos Vitez in Visegrad
gefangen setzen und entließ ihn erst nach einigen Monaten; der greise Kirchenfürst starb
bald darauf in Gran.
Der böhmische Krieg, in dem Matthias sein Feldherrntalent auf das glänzendste
bewährte, wurde durch die glorreiche Vertheidigung Breslaus, welches von dem polnischen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch