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und löste sich in gereizter Stimmung ans, als der König diese Beschlüsse nicht
bestätigte (1524).
Auf dem Reichstage, welchen der König behufs Verhinderung der Hatvaner Ver-
sammlung auf das Räkosfeld zusammenberufen hatte, machte der iu Waffeu berathende
Adel noch heftigere Ausfälle gegeu den verhaßten Ladislans Szalkay, Graner Erzbischof
und Kanzler, gegen den Palatin und gegen die Fremden am Hofe. Nach zweiwöchentlicher
Berathung ging er mit dem Beschlusse auseinander, die Versammlung iu Hatvau, selbst
dem Verbote des Königs entgegen, abzuhalten, uud hinterließ eine aus 150 Mitgliedern
bestehende Commission, welche diese Beschlüsse in ein Gesetz zusammenfassen und dessen
Bestätigung beim König betreiben sollte (1524).
Der König hielt es nicht für gerathen, sich der Abhaltung des Hatvaner Reichstages
länger zn widersetzen, und er erschien, um den Ausbruch der lange angefachten Leidenschaften
zu mildern, in eigener Person und in Begleitung der Bannerherren des Reiches auf
demselben. Der in Waffen tagende Adel empfing den König mit ehrerbietiger Hnldignng,
wandte sich aber mit um so ungezügelterer Wnth gegen den verhaßten Palatin und gegen
die Mitglieder der Regierung, entsetzte unter ungeheurem Lärmen Bäthori des Palatinats
und rief an dessen Stelle den beliebten Redner Stesan Verböezy aus. Als der König
Verböezy in seiner neuen Würde bestätigte, sowie die in der jüngsten Räkosfelder Ver-
sammlung gefaßten und nun durch einige Punkte ergänzten Beschlüsse guthieß, überließen
sich die anfangs so stürmisch erregten Gemüther dem Freudenrausch des erkämpften Sieges
und ging die Versammlung anscheinend ruhig und zufrieden auseinander.
In Hatvan hatte der Adel einen vollständigen Triumph davongetragen, doch sollte
er seines Sieges sich nicht lange erfreuen. Da das entscheidende Gewicht im Staatsrath
auch fernerhin in den Händen der Großen belasse» war, zeigte sich bald die Reaction von
Seiten des Hofes. Es bildete sich die Gesellschaft der Kulanckos („Abenteurer"), dereu
Statuten durch den König uud die Königin unterschrieben wurden, scheinbar zu dein Zwecke,
um die Interessen des Thrones zu vertheidigen, in Wahrheit aber, um Verböezy und seine
Parteigenossen zu stürzen. Der Adel mußte durch den Adel selbst bekämpft werden und
diese Aufgabe fiel den über Geld verfügenden „Abenteurern" nicht schwer. Der bestochene
Theil des Adels erklärte nicht lange darauf feinen einstigen Führer, den er auf seinen
Schultern zum Palatiualstuhl emporgehoben, als Landesverräther und Urheber der
öffentlichen Leiden. Als Verböezy sah, daß seine eigene Partei sich gegen ihn feindselig
benahm, legte er die Palatinswürde auf dem Reichstage des St. Georgstages 1526 nieder
und flüchtete nach Siebenbürgen. Die Stände erklärten ihn des Hoch- und Landesverrathes
schuldig, verliehen Bäthori lebenslänglich die Palatinswürde, ermächtigten den König,
nach Belieben zu regieren, und gingen auseinander, als ob sie zur Rettung des bedrohte»
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch