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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 145 -
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145 Nahrung zieht. Alle diese Factoren haben zur Fvlge, daß um die Mitte des XV. Jahr- hunderts auch bei uns das weltliche Element und damit der Gemeinadel sich kräftigt, dessen wachsender Einfluß schon in der ersten Hälfte des Jahrhunderts den Kampf gegen den Hochadel provocirt. In diesem Kampfe ist die Thronbesteigung des Königs Matthias, ja sogar seine ganze Regierungszeit als Triumph des Gemeinadels zu betrachten. Denn unter Matthias übt der Gemeinadel eine ständige legislatorische Macht aus, Rechtsprechung und Verwaltung gehen immer mehr auf die Comitate über. Unter der Einwirkung dieser Neugestaltungen beginnt seit dem Anfang des XVI. Jahr- hunderts auch die Kirche allmälig weltliche Ziele zu verfolgen, Reichthum und Genüssen nachzujagen. Infolge dessen ist sie, in ihrem Credit und Ansehen geschädigt, im Zeitalter der Jagelloueu auch bei uns nicht mehr fähig, ihrem erhabenen Berufe zu entsprechen, worauf die Sitten der in ihrem Glauben erschütterten Gesellschaft sich lockern und ihre Kraft ermattet. Der Bauernaufstand vom Jahre 1514, der ein Kreuzzug sein sollte, beweist schon das Schwinden des Ansehens der Kirche und der Religion, die Störung des Gleichgewichtes der gesellschaftlichen Kräfte. Die Zersetzung greift auch auf den Staat über, der unter Matthias kräftig zusammengehalten wurde. Zwischen Hoch- und Gemeinadel bricht der Kampf um die Gleichberechtigung mit erneuerter Heftigkeit aus. Der Gemeinadel verlangt nun auch im Staatsrathe vertreten zu sein. Die materiell und geistig armen Jagellonen, von Furcht oder Apathie erfüllt, sind nicht im Stande, diesen unfruchtbaren Streit zu Gunsten des Königthums auszunützen. Der Staat verarmt, sein Credit erschöpft sich, die Wirksamkeit der Regierung wird gelähmt und dem Egoismus, dem Rechte des Stärkeren werden Thür und Thor geöffnet. Zu dieser Zeit aber, bevor noch die miteinander ringenden und schon ermattenden Kräfte sich ins Gleichgewicht setzen konnten, stürzen die Türken unter einheitlicher genialer Leitung den mittelalterlichen europäischen Staat in Trümmer. Eine ähnliche Entwicklung können wir auch in der geistigen Welt verfolgen, in welcher ebenfalls, nach der Herrschaft der religiösen Ideen und der Kirche, seit der Mitte des XV. Jahrhunderts das weltliche Element sich zu kräftigen begann. Die Schulen waren während des ganzen Zeitalters mit den Pfarren, den Domcapiteln und den Mönchsorden in Verbindung. Selbst die Universitäten gründete man — Ludwig der Große die Füufkircheuer, Sigmuud die Ofener, Johann Vitöz die Preßburger — mit päpstlicher Bewilligung. In diesen Hochschulen, zn welchen noch die von Matthias im Ofener Dominicaner- kloster untergebrachte Universität hinzutrat, culmiuirte die wissenschaftliche Bewegung dieser Jahrhunderte, nur daß die Wissenschaft in ganz Europa noch aus einem unfruchtbaren, Ungarn I. lv
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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