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König Johann war aber kein aufrichtiger Freund des Friedens. Am allerwenigsten
als er, über 50 Jahre alt, am 23. Februar 1539 Jsabella, die junge Tochter des
polnischen Königs, zur Frau nahm und zu Mühlenbach in Siebenbürgen auf seinem
Sterbebette die Nachricht erhielt, daß seine Frau in Ofen (am 7. Juli 1540) ihm einen
Sohn geboren. Vor seinem zwei Wochen später erfolgten Tode ermähnte er seine Räthe,
daß sie keinen König aus dem österreichischen Hause, sondern, wenn sie es für gut fänden,
seinen Sohn Johann Sigmnnd wählen und krönen und sich Snleyman anvertrauen sollten.
Unter den vielen begabten Kroaten und Dalmatinern, den Statileos, Brodarics,
Josesics, Petrovics, Vraucsics, die am Hofe des aus dem Pozsegaer Comitat stammenden
Szapolyai-Hanses längere oder kürzere Zeit eine Rolle spielten, ragte um eines Kopfes
Länge der Kroate, sich aber als Ungar bekennende Georg Uttyessenics oder nach seiner
Mutter Namen Martinnzzi hervor, Bischof von Großwardein, Schatzmeister und nun
laut letztwilliger Verfügung des Königs Johann Vormund seines Sohnes, des minder-
jährigen, verwaisten Johann Sigmnnd. Abkomme eines armen Geschlechtes, anfangs Page
bei Johann Corvinns, dem Sohne Königs Matthias, dann bei den Szapolyais Soldat,
schloß er sich später, obwohl voll Ehrgeiz und großer Dinge fähig, in die engen Mauern
eines Klosters ein. Er wurde Pauliuer und bildete seine Fähigkeiten aus. Schon nahe
an die Fünfzig und Prior im Pauliuer Kloster zu Sajölad, nicht weit von Miskolcz,
schloß er sich im Jahre 1528 dem König Johann an, der ihm Reichthum, Macht und
Ruhm verhieß, und diente ihm seitdem mit unermüdlicher Sorge, unerschrockenem Muthe
und der ganzen Kraft und Feinheit seines Diplomatengenies.
„Frater Georg", wie er sich als Mönch bis zu seinem Lebensende nannte, wollte
von dem Großwardeiner Frieden nichts mehr wissen, selbst dann nicht, als Jsabella selbst
schwankend wurde und das Heer Ferdinands unter Rogendorfs Führung Ofen belagerte,
wo sich die Königin mit ihm, mit ihrem Sohne, dem kleinen Johann Sigmnnd, und den
übrigen Räthen eingeschlossen hatte. Dagegen verabredeten sich die Ofener Bürger, die
1530 ihre Stadt gegen Ferdinand so tapfer vertheidigt hatten, daß König Johann sie
Mann für Mann in den Adelstand erhob — heimlich mit Franz Revay, der sich draußen
im Belagerungsheer befand, daß sie ihn mit tausend Ungarn beim deutscheu Friedhof hinter
der Marienkirche, bei der heutigen Jesuitenstiege, einlassen würden (am 13. Juli 1541).
Der Plan wurde jedoch vereitelt, da statt der Ungarn Deutsche kamen und dadurch
Verwirrung entstand.
In der zweiten Hälfte des August im Jahre 1541 erschien Snleyman zum Schutze
des Prinzen Johann Szapolyai, vernichtete das Heer Rogendorfs, ließ aber auch Ofen
am 29. August, in der fünfzehnten Jahreswende der Mohäeser Schlacht — während Frater
Georg und seine Regiernngseollegen mit dein kleinen Johann Sigmnnd ihm oberhalb
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch