Seite - 160 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Bild der Seite - 160 -
Text der Seite - 160 -
160
Aufforderung, sich zu ergeben, antwortete er, daß er in der Festung sterben werde. Sodann
verbrannte er, was er an werthvoller Habe besaß, stach seine edlen Pferde nieder und
empfing die Türken an der Spitze seiner geringen Schar. Verwundet, auf ein Knie nieder-
gesunken, kämpfte er noch fort, bis endlich eine Kugel ihn niederstreckte. Seinen Kopf
schlugen die Türken ab und warfen ihn von der Bergspitze, wo die kleine Beste stand,
ins Thal hinab, doch seinen Leichnam ließ Ali, der die Tapferkeit zu schätzen wußte,
begraben und auf seinem Grabhügel als Denkzeichen eine Lanze pflanzen (am 9. Juli).
Die zwei siegreichen türkischen Heere vereinigten sich bei Erlan (am 11. September).
In der Festung befehligte Stefan Dobö von Rnszka im Verein mit Stefan Mecskey
kaum 2.000 Mann, unter welchen nebst der Garnison Comitats- und Magnatentruppen,
Edelleute und Banern sich befanden. Die Artillerie wurde von dem Sohne eines Fünf-
kirchener Schmiedes, Gregor Bornemisza, dem „Stndirten", geleitet. Sein findiger Kopf
wie seine Schüsse richteten unter den Belagernden große Verheerungen an, und als die
wilde türkische Tapferkeit dreimal im allgemeinen Sturm die Mauern und die Breschen
gewann, da warfen im verzweifelten Kampfe Mann gegen Mann Edelleute, Soldaten,
Bauern, ja selbst Frauen — die sprichwörtlichen Frauen von Erlau! — dreimal den
wüthenden Angriff zurück. Am 18. October endlich zogen die Paschas ab. Erlau war
gerettet. Für die Verwundeten und Hilflosen sorgte das Land mittelst des Gesetzartikels XXV
vom Jahre 1553. Dobö wurde von Ferdinand zum Wojwoden von Siebenbürgen
ernannt. Doch auch seine Tapferkeit war unvermögend, das Land und die dazu gehörigen
Theile dem ungarischen König zu erhalten. Jsabella kehrte mit ihrem Sohn zurück (1556)
und Suleymau ließ Johann Sigmnnd nicht fallen, der „der Sohn seines Dieners war".
Als Ferdinand I. am 25. Juli 1564 starb und sein ältester Sohn Maximilian,
der nur ein Drittel der österreichischen Erbländer, das heutige Ober- und Niederösterreich
und die Länder der böhmischen Krone erhalten hatte, aber schon zu Lebenszeiten seines
Vaters als König von Ungarn anerkannt worden war, Siebenbürgen zu bedrängen anfing,
erhob sich der einuudsiebeuzigjährige Sultan noch einmal, um Johann Sigmnnd, der ihm
bei Semlin zum Handkusse entgegenkam (am 24. Juni 1566), „die ungarische Krone" —
wie er sagte — „aufs Haupt zu setzen". Pertes Pascha belagerte Gynla, welches er nach
tapferer Vertheidigung zur Eapitulatiou zwang. Der Sultan selbst begab sich mit dem
Kern seines Heeres — 90.000 Mann und 300 Kanonen — zur Belagerung von Szigetvär.
Niklas Zrinyi, früher (1542 bis 1556) Banns von Kroatien, jetzt Tavernikus und Ober-
capitän des Districts jenseits der Donau, war der Commandant dieser Festung. Zrinyi
hatte den Sitz seiner Familie aus den Bergen Kroatiens und Slavoniens nach Esakathnrn,
ans der Murinsel verlegt. Ein Mann von achtundvierzig Jahren, dem lutherischen Glauben
zugethan, rauhen, gewaltthätigen Charakters, aber ein echter Held, warf er sich bei der
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch