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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 168 -
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168 den ungarischen Theilen konnte jedoch der Unitarismus keine Wurzel fassen; er litt hier Schiffbruch an der reformirten Orthodoxie, deren Haupt und Seele damals in Debreezin Peter Jnhäsz (Melius), „ein Schriftsteller von rauhem Geschmack und ein gewaltsames Parteihaupt", war. Er war es, der in diesen Theilen den Calvinismus, die „ungarische Religion" rettete. In diesen Bewegungen der siebenbürgischen Landestheile wurde auf die alte Religion die geringste Rücksicht genommen. Theoretisch war sie wohl den übrigen Glaubensbekenntnissen gleichgestellt, aber in der Praxis nahm man ihre Kirchengüter in Beschlag und jagte die Bischöfe uud Capitel — das Siebeubürger und Großwardeiner — aus dem Lande. Die Anzahl ihrer Getreuen war eine geringe. Nur der östliche Theil des Sz^klerlaudes uud einige Herren, wie die Toldy im Biharer Comitate, Nachkommen des berühmten Niklas Toldy, des ungarischen Herkules, und die beiden Bäthory von Somlyö, Christos und Stefan, blieben ihr treu. Nach dem frühzeitigen Tode Johann Sigmuuds (am 3. März 1571) wurde aber der Letztere, Stefan Bäthory, Fürst von Siebenbürgen, und sein starker Arm ließ seine sinkende Consession nicht ganz zu Grunde gehen. Auf der Mittagshöhe seines Lebens stehend — er war 38 Jahre alt — der würdige Sprosse einer berühmten Familie, deren beste Eigenschaften er in sich vereinigte, gehörte er zu den hervor- ragendsten Fürsten des selbständigen Siebenbürgen. Nach vier Jahren (1575) wurde er von der polnischen „Republik" auf den Thron berufen und wurde auch dort eine der hochragendsten Gestalten in der Glanzperiode der polnischen Nation. Das siebenbürgische Fürstenthnm übertrug er seiuem älteren Bruder Christos, bald darauf dessen minderjährigem Sohn Sigmnnd (1581), dessenungeachtet wachte er mit der größten Aufmerksamkeit über die Wohlfahrt seines früheren Vaterlandes. Und sein früheres Vaterland vergaß auch ihu nicht. In seinen siegreichen Kämpfen gegen die Russen, gegen Czar Iwan „den Schrecklichen" in Liefland, an der Düna, kämpften zahlreiche ungarische Tapfere mit, unter denen wir die Namen noch heute lebender Familien, der Wesselenyi, Bänsfy, Pechy, Kärolyi, Läzär, Sibrik finden. Mit Ungarn und dem ungarischen König behielt Siebenbürgen noch immer einige Fühluug. Selbst Johann Sigmuud, der „gewählte König", hatte die alten Beziehungen nicht vollständig abgebrochen, und die Bäthorys schrieben sich bis 1593 nur „Wojwodeu" von Siebenbürgen. Indeß weit realer und wahrer, weil auf wirklicher Kraft beruhend, war die Abhängigkeit Siebenbürgens von den Türken, vor denen man es stets sorgfältig verheimlichte, wenn man sich Ungarn näherte. Und mit der Pforte wurde selbst unter den größten Fürsten je nach Umständen mit mehr oder weniger Glück jenes Spiel getrieben, welches ein scharfsichtiger Beobachter schon in der Mitte des Jahrhunderts folgendermaßen charakterisirt hat: „Wir schweigen, schmeicheln, schicken Geschenke, dienen gehorsam, elend, mit Schamröthe im Gesicht, aber — setzte er hinzu — nicht ohne Nutzen."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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