Seite - 169 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5

169 Von den drei Theilen des Landes war das Königreich Ungarn das kleinste; es erstreckte sich von Nagy-Banya, Debreezin — insbesondere in den Gebieten jenseits der Donau, und in Kroatien und Slavonien, wie ein schmales Band — bis Zengg. Auch hier beschäftigte die Reformation die Gemüther und fand, mit Ausnahme der Landstriche jenseits der Dran, rasche und allgemeine Verbreitung. Bischöfe traten über und vermählten sich, wie Stefau Podmaniczky, welcher Johann und Ferdi- nand gekrönt hatte. Ja fast alle Anhänger Ferdinands neigten znr Reformation und die vornehmsten Fa- milien des Landes schlössen sich der Glaubensneuerung an. Auch hier folgte auf das Lutherthum die Lehre Calvins und löste sie ab, besonders bei den Ungarn, in den Theißgebieten und jen- seits der Donau. Nur in den Städten, in Oberungarn, in jenen Strichen jenseits der Donau, welche unter dem Einflüsse der Nädasdy standen, blieb die Augs- burger Coufessiou die herr- schende. Die katholische Kirche zählte kaum noch Anhänger; sie schien hier- zulande am Rande des Verderbens zu stehen, obzwar die königliche Macht und der Staat, ungleich wie in Sieben- bürgen, dieselbe aufrecht hielt und ihre Hierarchie nicht fallen ließ. Der Graner Erzbischos Niklas Oläh, der humanistische Schriftsteller und Verwandte des Hnnyadi-Hauses, versuchte es mit ganzer Kraft, den Verfall zu hintertreiben. Er rief zuerst den Jesuiten- orden ins Land, welcher sich zur Vertheidigung der katholischen Kirche und als Gegen- gewicht wider eiue rasche Verbreitung der Reformation gebildet hatte und es verstand, ganze Scharen von hochbegabten, eifrigen, opferfreudigen Männern in seinem Schoße Nikolaus Oläh.