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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 174 -
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174 Verbreitung die Volkssprache zu Hilfe genommen. Man übersetzte die Bibel, man lehrte und disputirte meist in ungarischer Sprache, welche dadurch einen höheren Schliff erhielt. Während vor dem XVI. Jahrhundert das Ungarische sehr selten zur Schrift gebraucht wurde, entstand jetzt eine ganze ungarische Literatur, welche alle Zweige des Wissens umfaßte und anch in der Poesie Einiges leistete. Sebastian Tinödy besang um die Mitte des Jahrhunderts einige Episoden aus den Kämpfen, welche die Nation damals auf Leben und Tod mit den Türken und theilweise auch gegeu sich selbst führte, mit historischer Treue und patriotischer Begeisterung, doch ohne dichterische Befähigung. Auch bei den Nachfolgern Tinödys findet sich wenig oder gar kein dichterischer Schwung, und der erste ungarische Schriftsteller, der den Namen eines Dichters wahrhaft und vollständig verdiente, war Valentin Balaffa, der Begründer und lange Zeit der einzige würdige Vertreter der ungarischen Dichtung. Nach dem Scheitern der Belagerung Grans drang das türkische Heer weiter vor und nahm das Bollwerk Wiens, Raab ein, welches von seinem Kommandanten Hardegg schwach vertheidigt nnd bald übergeben wnrde (am 29. September 1594). Zwei Jahre später fiel Ertau (am 13. October 1596), welches von der fremden Besatzung, trotz des Widerspruches des ungarischen Befehlshabers, den Türken überliefert wnrde. Raab wurde zwar bald darauf durch einen kühnen Husarenstreich von Niklas Pälffy mit seinen Ungarn im Verein niit den Deutschen und Wallonen Adolf Schwarzenbergs zurückerobert (am 28. März 1598), aber Kanizsa, eine der stärksten Schutzwehren der Theile jenseits der Donau, fiel (am 21. October 1600); es wurde nach viernndvierzigtägiger Vertheidigung von seinem Befehlshaber Paradeyfer übergeben, der dafür mit seinem Kopse büßte. In dem wechselnden Kampfe stand Siebenbürgen seit 1595 auf der Seite des ungarischen Königs. Sigmuud Bathory wurde von den Jesuiten für die Idee der christlichen Interessengemeinschaft gewonnen. Dieselben wurden schon von Stefau Bathory nach Siebenbürgen berufen (1579). Nach seinem Tode zwar durch protestantischen Einfluß vertrieben (1588), kehrten sie jedoch bald wieder an den Hof des katholischen Fürsten zurück. Der junge, zweiuudzwauzigjährige, nervöse und launische Sigmnnd, in welchem neben italienischer Bildung auch mancher Zug eines kleinen italienischen „Principe" vorhanden war, erstickte die Opposition, welche von den Türken nicht abfallen wollte, in Blut. Seine schwankende Natur war aber nicht im Stande, ein bestimmtes Ziel festzuhalten. Bald wollte er Fürst bleiben, bald nicht, bald war er bereit, Siebenbürgen an Rudolf zu überlassen, bald zog er seinen Entschluß wieder zurück und stürzte mit jedem seiner Schritte sein Vaterland in unsägliche Gefahren und Wirrnisse. So geschah es, daß er, nachdem er Siebenbürgen schon dem König Rudolf überlassen hatte, dann aber wieder zurückgekehrt war: den Thron seinem Vetter, dem dreiuuddreißigjährigeu, in Polen unter den Angen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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