Seite - 176 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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und Georg Bastas machten seine Herrschaft allgemein verhaßt. Hierzu trat der Angriff,
den Rudolf um diese Zeit gegen die Reformation richtete. Als Grundherr und Kirchen-
patrou in den königlichen Freistädten verordnete er, daß die Kaschaner St. Elisabethkirche,
dies Meisterwerk der ungarischen mittelalterlichen Baukunst, welches die Protestanten
bereits seit fünfzig Jahren inne hatten, dem aus seinem Sitze verdrängten Erlauer Capitel
übergeben werde, und als die Stadt sich weigerte, wurde der königliche Befehl mit
Waffengewalt durchgeführt (am 6. Jänner 1604). Die Protestanten, die Mehrzahl der
Stände erhoben Klage und verwahrten sich im Preßburger Reichstage gegen jede Störung
ihrer Religion. Als Antwort darauf fügte Rudolf den einundzwanzig vom Reichstag
unterbreiteten Artikeln noch einen hinzu, in welchem er die Protestirenden, „die weder
ihre Namen noch ihre Konfession angaben", zurechtwies und alle jene Gesetze erneuerte,
welche zum Schutze des katholischen Glaubens und zur Unterdrückung des Protestantismus
gegeben worden waren (1. Mai 1604).
Die Protestanten erklärten schon im Reichstage, daß es nicht ihre Schuld wäre,
wenn der Friede gestört würde. Gegen den Herbst brach der Aufstand aus. Führer
desselben war Stefan Boeskay, mütterlicherseits Onkel Sigmuud Bäthorys, der bisher,
nicht wählerisch in den Mitteln, stets die Politik seines Neffen unterstützt und zu den
Getreuen Rudolfs gehört hatte. Doch jetzt, als Protestant, als ein mit den Thatsachen
rechnender Politiker, welcher der Meinung war, daß Rudolf nicht im Stande sein werde,
Siebenbürgen zu behalten oder, wenn er es behielte, es doch nicht glücklich machen könnte,
schlug er sich zur Opposition. Die unter den kaiserlichen und königlichen Fahnen kämpfenden
Hajdncken schlössen sich ihm an und wandten sich gegen ihre deutschen Kameraden. Am
12. November war Kaschan bereits in den Händen Bocskays, der zum Fürsten von
Siebenbürgen gewählt (am 21. Februar 1605) uud bald darauf in der Versammlung zu
Szereucs (am 20. April 1605) auch zum Fürsten von Ungarn ausgerufen wurde. Seine
Scharen, deren Schlachtlied der lutherische Gesang: „Eine feste Burg ist unser Gott"
war, setzten sogar über die Donau und streiften bis nach Steiermark und bis hinab an die
Drau. Er wurde auch von den Türken unterstützt und wie Johann Sigmnnd zum König
von Ungarn ernannt. Doch als der Großvezier mit ihm auf dem Rakos bei Pest zusammen-
traf (am 10. November 1605) und eine Krone auf sein Haupt setzte, uahm Boeskay dieselbe
sofort herab, „denn — sagte er — nach den Gesetzen Ungarns ist es einem Andern
verboten, eine Krone zu tragen, solange der gesetzlich gekrönte ungarische König lebt".
Bei solcher Gesinnung war der Friede nicht unmöglich, dessen Herstellung statt des
gemüthskranken Rudolf, Bruder Erzherzog Matthias in die Hand nahm. Der Gesandte
Bocskays war Stefan Jlleshäzy, den die königliche Kammer in früheren Jahren vielfach
verfolgt, durch ungerechtes Urtheil seiner Giiter beraubt und zur Flucht aus dem Lande
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch