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den Ufern der Mnr auf und stieß am Morgen des 27. November 1663 mit seinen
300 Reitern auf 2.000 Tataren, die zur selben Zeit die Mnr übersetzten und auf ihn
losgingen. Er konnte nur iu aller Eile mit einigen Worten seine Soldaten anfeuern und
ging sofort zum Augriff über. Die Tataren empfingen ihn mit einem Pfeilregen, doch
bald wandten sie sich zur Flucht uud stürzten sich in die Mnr, wo sie mit den noch Nach-
kommenden zusammenstießen, mit ihnen einen unentwirrbaren Knäuel bildeten, weder
schwimmen, noch fliehen, noch Widerstand leisten konnten, sondern zu gauzeu Haufen
unter den Schwertern der Ungarn und Kroaten fielen. Denn Gefangene durften laut
Zriuyis Befehl nicht gemacht werden. So viele Menschen und Pferde füllte» den Fluß, daß
man kaum das Wasser sah. Die türkische Hauptmacht selbst verlor hierauf deu Muth und
zog sich nach mehrstündigem Kanonenfeuer zurück. Zur felbeu Zeit (16. Oktober) schlug
Peter Zrinyi in den Otocacer Gebirgen, mit 2.500 Mann gegen 10.000, den Pascha
von Bosnien, der in Krain und Friaul einbrechen wollte. Es folgte nnn der Winter-
feldzug (vom 23. Jänner bis 15. Februar 1664), welchen Nikolaus Zrinyi in Wien den
Einwürfen der leitenden militärischen Kreise znm Trotz erzwungen hatte, um den Türken
Schaden zuzufügen und ihr Erscheinen auf dem Kampfplatz verzögern zu könne». Nebst
9.000 Deutschen scharten sich ebensoviele Ungarn unter seine Fahnen, unter ihnen die
Eszterhäzy, Sennyei, Batthyany, Erdödy, Draskovich. Berzeneze, Baböesa ergaben sich,
Tnrbek, das Derwischkloster bei Szigetvär, in welchem Herz und Eingeweide Snleymans
bestattet lagen, wurde eiu Raub der Flammen. Die Stadt Fünfkirchen gerieth in ungarische
Hände, nur die Festung leistete Widerstand. Die Essegger Brücke, die Snleyman erbant
hatte und über welche seit einem Jahrhundert die türkischen Scharen hereinströmte» und
Hunderttausende des ungarischen Stammes als Sclaven mit sich schleppten, wurde gleich-
falls durch Feuer vernichtet. Der Name der Zrinyis wurde einer der gefeiertsten in
Europa. In dem Feldzuge des nächsten Jahres (im Mai 1664) wandte sich daher der
Großvezier direct gegen sie. Doch da fand er anch schon Montecuccoli mit größerer
Macht — mit deutschen uud französischen Hilsstrnppeu — sich gegenüber. Montecuccoli
konnte uud wollte zwar Uj-Zriuvär nicht retten (30. Juni 1664), aber er schlug deu Groß-
vezier bei St . Gotthard, als die Türken über die Raab setzen wollten (am 1. Angnst)
dermaßen aufs Haupt, daß derselbe in Eisenburg sofort Frieden schloß (am 10. Angnst).
Übrigens war der Friede für die Türken vortheilhaft. Sie behielten Neuhäusel uud Alles,
was sie von Siebenbürgen erobert hatten: Lippa, Lugos, Karausebes, Großwardeiu, und
man erkannte den Vasallen der Pforte, Michael Apasfy als Fürsten von Siebenbürgen an.
In Wien ergriff man bereitwilligst die Gelegenheit, die von Seite der Türken
drohende Gefahr hinwegzuräumen, denn im Westen war die Macht Frankreichs bereits
hochgestiegen und sie hatte sich unter Ludwig XIV. die Erniedrigung des Hanses Habsburg
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch