Seite - 210 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Bild der Seite - 210 -
Text der Seite - 210 -
210
Schon im October wurde er nach der Walachei gedrängt, und der einzige Erfolg seiner
kühnen Unternehmung bestand darin, daß er für zwei gefangen genommene deutsche
Oberofficiere, General Heißler und Oberst Doria, seine Frau auswechseln konnte
(1. Februar 1692). Denn Helene Zrinyi hatte nach dreijährigem Widerstande, nachdem
nicht sie, sondern die Männer, die sie umgaben, wankten nnd der Mundvorrath, dnrch
bösen Willen und Verrath verschleudert, zu Eude ging, Mnnkäcs am 14. Jänner 1688
an Carasa übergeben und war gezwungen, mit ihren Kindern nach Wien zu ziehen. In
Neu-Paläuka sah die heldenmüthige Frau ihren Mann wieder (am 13. Mai 1692), der
sie als schöner Jüngling verlassen hatte und den sie in dem langbärtigen Flüchtling kaum
wieder erkannte, um nun nach siebenjähriger Trennung noch ein Decenninm heimatlosen
Wanderlebens mit ihm zu verbringen.
Gleichzeitig mit der Zernyester Schlacht war das Waffenglück den Türken auch au
anderen Orten günstig. Zwar hatten die Scharen Leopolds am 6. September 1688 Belgrad
im Sturme genommen und waren bis Nisch nnd in Altserbien bis in die Gegend von
Novibazar und Skopi vorgedrungen, wo die Serben zu deu Waffen griffen und sich an die
Seite der christlichen Befreier stellten. Doch der Großvezier Mnstapha Köprili — Bruder
Achmeds, der die Schlacht von St. Gotthard verloren — drängte die Christen aus Serbien
wieder hinaus und eroberte Belgrad zurück (am 1. October 1690).
Die aufständischen Serben, etwa 40.000 Familien, flüchteten unter der Führung
des Jpeker Patriarchen Arsen Csernovics nach Ungarn und fanden an der unteren
Donau und Theiß, den Maros entlang, eine nene Heimat. Aber die blntige Schlacht bei
Slankamen (am 19. August 1691), in welcher der Großvezier, sowie der letzte Zrinyi, der
noch die Waffen führte, Adam, Kürassier-Oberstlieutenant, Sohn des Dichters Nikolaus,
fielen, machte den türkischen Siegen in Ungarn ein Ende. Nach Kanizsa (am 13. April 1690)
ergaben sich Großwardein (am 5. Juni 1692) uud Gyula (am 1. December 1694), so daß
von den Hauptfestungen nur uoch Temesvär dem Halbmonde Unterthan war. Nun brach
noch einmal, nnd zwar zum letzten Male ein türkischer Sultan — Mustapha II. — gegen
Ungarn auf und überschritt mit etwa 100.000 Mann bei Titel die Theiß. Das kaiserliche
Heer, in dessen Reihen wir auch das Paul Deak'sche (jetzt achte) Husareuregimeut finde»,
wnrde vom Prinzen Eugen von Savoyen angeführt, der, obgleich erst vierunddreißig Jahre
alt, zwar schon Proben seines militärischen Genies abgelegt hatte, aber doch die lange Reihe
seiner Siege erst mit diesem Feldzuge eröffnen sollte. Das türkische Heer zog die Theiß
entlang nach Szegedin. Prinz Eugen folgte demselben seitwärts. Auf einmal erhält er die
Kunde, daß der Sultan bei Zenta über die Theiß zurückgehe, um in Siebenbürgen oder in
die Gebiete jenseits der Theiß einzufallen. Eugen erfaßte augenblicklich die günstige Situation
und griff deu Feind an. Ein Theil des türkischen Heeres, die Reiterei, war bereits über den
zurück zum
Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch