Seite - 216 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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ins Säroser Comitat zurückkehrte, überredete ihn Nikolaus Bercsenyi, der 1686 vor Ofeu
kämpfte, daß er für sein Land etwas thun müsse.
Die Agenten Ludwigs XIV. zogen damals, am Vorabende der spanischen Erbfolge-
Verwicklungen, überall umher, um gegen das Haus Habsburg Verbündete auch in Ungarn
zu suchen, welches der König von Frankreich seit dem Eisenbnrger Frieden mit viel Erfolg
bethörte. Räkoczy begann einen Briefwechsel mit dem König, doch wnrde er verrathen,
verhaftet (am 18. April 1701) nnd nach Wiener-Neustadt iu dasselbe Gefängniß gebracht,
in welchem Peter Zrinyi gefangen saß; er entfloh (am 7. November 1701) und rettete
sich nach Polen, wo er auch schon Bercsenyi vorfand. Als im Frühjahre 1703 das von
Steueru gedrückte Volk an der oberen Theiß, in Szathmär, Szabolcs und Bereg erbittert
zu den Waffen griff, kehrte Räkoczy mit einem kleinen Häuflein ins Land zurück und
pflanzte seine Fahne auf. Es währte nicht lange und es schloffen sich ihm in den Theiß
gebieten an: Stesan Sennyei, der später sein Kanzler wnrde, Alexander Kärolyi, Ober-
gespan von Szathmär, anfangs sein Gegner, der den ersten Kurntzenhanfeu anseinandertrieb,
nnd dessen Schwager Georg Andrässy, Ahne des Monoker Zweiges dieser Familie. Später
gingen anch kaiserliche Offieiere zu ihm über, die früher gegen ihn gekämpft hatten, wie
Generalmajor Graf Simon Forgäch, erster Inhaber des heutigen 3. Husarenregimentes,
Oberst Graf Anton Eszterhäzy, Neffe des Palatins, und Johaun Bottyän, der „blinde
Bottyän", Husareuoberst, der noch am 15. November 1703 bei Altsohl mit dem Knrutzen
Ladislaus Ocskay angesichts der Truppen einen wahrhaft homerischen Zweikampf bestand,
in welchem Ocskay Bottyän in die Seite, Bottyän den Knrutzen in die Brust schoß, Beide
schwer verwundet von ihren Pferden sanken und der Zusammenstoß ihrer Scharen
mit dem Siege der Kurntzen endete. Nach kaum einem Jahre huldigte der größte Theil
des Landes Räkoczy. Seine Scharen verheerten Österreich nnd Mähren, Alexander Kärolyi
ritt bis zum Wiener „Stubenthor" und seine Knrutzen verwüsteten im kaiserlichen Lust-
schlosse im „Neugebäude" den Thiergarten Leopolds, schössen seine Jagdleoparden nieder
nnd hingen ihre Felle als (umgehängter Dolman) über die Schultern (am
9. Juni 1704). Aber die in den südlichen Theilen des Landes wohnenden Serben begannen
einen gransamen Krieg mit den Knrutzen und führten ihn fort, oft zu ihrem Verderben.
Auch die Kroaten blieben dein König treu, obgleich sie von Räkoczy mit Berufung auf
seine Mutter, „nach der er auch Kroat sei", für „die gemeinsame Freiheit" zu den Waffen
gerufen wurden, einige Festungen nnd Städte, wie Preßburg, Ödenbnrg, Ofen nnd
Hermannstadt blieben bis ans Ende im Besitze des Kaisers und Königs.
Die Kurutzen, die anfangs bei Pest auf dem Räkos zusammentreten wollten,
organisirten sich auf dem Eonvent zu Szecseu (am 16. September 1705). In dieser
Versammlung schloffen mehrere Prälaten — unter ihnen nur ein Diöcesanbischof, der
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch