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Erlauer Stefan Telekessy, — mehrere Magnaten, die Comitate diesseits der Donau und an
der Theiß, endlich mehrere königliche Freistädte nach polnischer Weise eine „Consöderation",
bestellten einen regelmäßigen Regierungsrath und wählten Räköczy zum „Fürsten und
Lenker der behufs der Freiheit cousöderirteu ungarischen Stände". Räköczy trachtete
zunächst, und uicht ohne Erfolg, ganz im Geiste des Dichters Nikolaus Zriuyi, die hadernden
Religionsparteien, die auch innerhalb der Knrntzenpartei einander feindselig gegenüber
stehenden Katholiken und Protestanten unter sich auszusöhnen. Sodauu bemühte er sich
mit Hilfe französischer Officiere eine reguläre nationale Armee zu errichten, und auch dies
mit ziemlichem Erfolge, deuu seine Armee, zeitweilig Alles in Allein beinahe 100.000 Mann,
konnte zwar in großen Feldschlachten gegen die kaiserlichen Truppen in der Regel sich nicht
behaupten, doch hielt sie überall, wo persönliche Tapferkeit den Ansschlag gab, die Ehre
der ungarischen Waffen aufrecht, und als der Krieg schon ausgetobt hatte, verkündeten im
Mnnkäcser „Thronsaal" 163 erbeutete Fahnen ihre Siege.
Leopold I., der am 5. Mai 1705 starb, und noch mehr sein ihm nachfolgender Sohn,
der fiebennndzwanzigjährige Josef wünschten aufrichtig deu Frieden. Eine Zeit lang war
der Erzbifchof Panl Szech e nyi, der zweite große Szechenyi, gemeinschaftlich mit den
Gesandten Englands und Hollands, dieser zwei mit dem Kaiser gegen Lndwig XIV.
verbündeten protestantischeil Mächte, eifrigst bemüht, das Friedenswerk nach Kräften zn
fördern, während die französische Diplomatie Alles aufbot, um dasselbe zu hiutertreibeu,
und dies Ziel, man kann wohl sagen, anch erreichte. Der Friede wnrde hauptsächlich
dadurch vereitelt, daß die Knrntzen auf der Aufhebung der 1687er Gesetze nnd auf der
Sonderstellung Siebenbürgens, zu dessen Fürsten sie Franz Räköczy II. gewählt hatten,
bestanden nnd die Garantie der beiden vermittelnden Mächte sowie anderer auswärtiger
Staaten, Schwedens, Polens, Brandenburgs und Venedigs, für die Einhaltung des
abzuschließenden Friedens verlangten.
Der Kampf wurde fortgesetzt und die „conföderirten" Stände erklärten — auf die
Erklärung Ludwigs XIV. hiu, daß er mit ihnen kein offenes Bündniß eingehen könne, ehe
sie sich vom Hause Österreich uicht vollständig losgesagt hätten — am 14. Jnni 1707 auf
dem Körömer Felde nächst Onöd: „daß sie Josef fortan nicht mehr als König anerkennen
nnd daß der königliche Thron so lange unbesetzt bleiben solle, bis der nächste Reichstag den
König wählen würde." Und dies geschah, nachdem am 6. Juni Melchior Rakovszky, der
katholische Abgeordnete des gegen Räköczy agitirenden Thnröczer Eomitats, in öffentlicher
Sitzung niedergesäbelt, nnd der andere, lutherische Abgesandte des nämlichen Eomitats
Christoph Okolicsänyi, verwundet und hingerichtet (am 9. Juni), die Fahne des Thnröczer
Eomitats zerrissen, das Siegel desselben zerbrochen und das Eomitat unter die angrenzenden
vier Comitate vertheilt worden war. — Gegen diese Unabhängigkeitserklärnng protestirte
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch