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der Spitze der Truppen; die andern waren theils gestorben, wie der „blinde" Bottyän,
theils hatten sie sich abgenützt. In Kärolyis Hand legte Franz Räköczy zögernd und
bangend die Vollendung des Friedenswerkes nieder, und Kärolyi begann die Friedens-
verhandlungen, setzte dieselben im Einverständnisse mit den Truppen selbst dann fort, als
Räköczy, der nach Polen gegangen war (am 11. Februar 1711), um den russischen Czar
Peter den Großen für die ungarische Sache zu gewinnen, dieselben verbot (am 26. März
1711), und schloß am 29. April zu Szathmär den Frieden ab, welchen sodann sowohl
Pälffy als auch Kärolyi, sowie die ungarischen nnd siebenbürgischen Führer und Vertreter
der Kurutzeuschareu (unter ihnen von Ungarn: ein Perenyi, Revay, Vay, Beleznay, Ocskay,
Ottlik, Semsey, Jlosvay, Domahidy, Haläsz, Csajäghy, von den Siebenbürgern aber ein
Barcsay, Teleki, Jösika, Vas, Rhedey, Haller, Gynlai, Kün) unterschrieben und die
Truppen mit ihrem Schwur besiegelten.
Der Friede warf einen versöhnenden Schleier über alles Vergangene. Er brach
mit allen Hocher- uud Kollonics'scheu Tendenzen uud gab der Nation im Namen des
Königs die Zusage, daß alle Rechte und Gesetze Ungarns und Siebenbürgens sowie
die freie Religionsübung aufrecht erhalten würden. Josef I. sollte indeß die Früchte seiner
Bemühungen nicht mehr sehen. Er starb, bevor der Friede geschlossen wurde, in Wien
am 17. April 1711, nachdem er acht Jahre lang wohlwollend und mit vielfältigen
Erfolgen regiert hatte.
Rarl III.
Am 1. Mai 1711 ertönte die Musik auf dem Groß-Majthenyer Gefilde, die Fahueu
flatterten und die Truppen gaben dreimal Feuer. Alexander Kärolyi schwur vor Johann
Pälffy und 12.000 Kurutzeu Treue dem König Josef I. und der Szathmärer Friedens-
schluß wurde verkündet, welcher einem, man kanu wohl sagen, vierzigjährigen Bürgerkriege
ein Ende machte. Franz Räköczy jedoch und Bercseuyi wiesen die Friedenshand zurück.
Sie hofften mit Hilfe der fremdeu Mächte günstigere Bedingungen zu erzielen. Doch
Räköczy täuschte sich und büßte seinen Irrthum mit einer vierundzwanzigjährigeu uustäten,
heimatlosen Wanderung. Sein einziger Trost blieb die Religion, welche ihn getreu bis zum
Grabe begleitete. Er starb in Rodosto an der Küste des schwarzen Meeres in der Türkei
(am 8. April 1735), zehn Jahre nach dem Tode Bercseuyis, seines treuen Gefährten auch
in der Verbannung. Sein Leichnam wurde neben der Asche seiner Mutter, Helene Zrinyi,
in der Galataer Jesuitenkirche bestattet.
Der Friedensschluß erregte auch das Mißvergnügen vieler ungarischer Magnaten,
die, während der beigelegten Wirren auf der Seite des Köuigs stehend, viel Ungemach
erlitten hatten und nun nach Rache strebten. Doch Karl III., Nachfolger und jüngerer
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch