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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 225 -
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225 modernen Staaten anzupassen, war nun die Aufgabe, welcher man sich in Ungarn mit dem größten Eifer unterzog, denn in Siebenbürgen verknöcherte gleichsam die alte Verfassung, höchstens, daß der Katholicismus an Terrain gewann und das aus seinen Ruinen nun als neue Festung Karlsburg auferstandene Alba Julia sichtbar den veränderten Lauf der Zeiten verkündete. In Ungarn glich dieses Zeitalter ungefähr demjenigen, welches wir nach 1790, 1827 und 1867 sehen. Es nahm eine ganze Reihe der Orgaui- sations- uud Reformarbeiten, der Fragen ökonomischer, juridischer und hauptsächlich proeessualischer Natur in die Hand, und die 29 Jahre (1711 bis 1740), während deren Karl III. auf dem ungarischen Throne saß, die drei Reichstage (1712 bis 1715, 1722 bis 1723, 1729), welche unter ihm abgehalten wurden, waren, obgleich nur wenige der ins Auge gefaßten Ziele erreicht wurden, doch nicht unfruchtbar für das Lebeu des Landes und der Nation. Der Grund zu vielen Institutionen, welche sich fast bis auf unsere Tage, bis 1848 erhielten, wurde damals gelegt, und Ungarn näherte sich, wenn auch vielleicht nicht im Wesen, so doch in Bezug auf die Formen mit einem großen Schritte dem west- europäischen modernen Staatswesen. Ungarn war ein ständisches Land und blieb es auch noch fernerhin nahezu ein und ein halbes Jahrhundert lang. Prälaten, Magnaten, Adel und die königlichen Freistädte bildeten die vier Stände („Status"), die Nation im staatsrechtlichen Sinne. Der Stand der königlichen Freistädte hatte sich im Laufe der Jahrhunderte gebildet. Mit einer Bevölkerung meist uichtuugarischer, deutscher oder slovakischer Zunge hatte dieser Stand in politischer Hinsicht nicht viel zu bedeuten. Er besaß zwar Stimmrecht im Reichstage, doch seine Stimme hatte kein Gewicht, und selbst später galten in der Praxis sämmtliche städtische Stimmen nur so viel als das Votum eines Comitats. Diese Städte bildeten auch eigentlich keinen unabhängigen .Status". Sie waren nach alter Auffassung das Eigen- thum der Krone und standen unter der Aufsicht der königlichen Kammer. Ihre innere Organisation war im Allgemeinen eine gleiche. Ein weiterer, in der Regel aus hundert Männern bestehender, gewählter, sich selbst ergänzender äußerer großer Rath wählte den Beamtenkörper, gewöhnlich lebenslänglich. In Bezug auf die Rechtspflege gab es Personal- uud Taveruiealstädte und darnach ging die Appellation in Civilsachen vom städtischen Gericht entweder zum Personal- oder Tavernicalstuhl und von letzterem noch zum höchsten Gerichtsforum des Landes. In Bezug auf diese Eintheilung bildete die Drau keine Grenze. Zwischen ungarischen und kroatischen königlichen Freistädten gab es in dieser Beziehung keinen Unterschied. Die ältesten und angesehensten Städte waren dem Taverniens zugetheilt. Ofen, Pest, Kaschau, Preßburg, Ödenburg, Agram waren Taverniealstädte. Debreezin, Szathmär-Nemeti und Szegediu wurdeu 1715 durch ein Gesetz in diese Reihe aufgenommen. Unter den Personalstädten waren Leutschau, Warasdiu und die Bergstädte die bedeutendsten. Ungarn I. 15
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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