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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 249 -
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249 nahm die Erziehung der Geistlichen in die Hand. Er traf Verfügungen, welche sich ans die inneren Details des Gottesdienstes und der Religionsübung bezogen. Er hob sehr viele Mönchs- und Nonnenklöster auf, in Ungarn allein 140, behielt aber von dem confiseirten Vermögen nichts für den Staat, sondern schlug Alles zu dem Religionsfond, dessen Grund schon unter Ferdinand III. gelegt wurde — behufs Unterstützung armer Geistlicher und Kirchen und Errichtung von zahlreichen Pfarreien; anderseits erließ er am 25.October 1781 das Toleranzedict, durch welches den protestantischen Bewohnern des Landes überall die freie, wenn auch nicht ganz öffentliche Religionsübung zugesichert wurde. Denn was die Boeskay, Bethleu, Räköczy im Verlaufe des XVII. Jahrhunderts erkämpft hatten, war zumeist längst in Vergessenheit gerathen oder entsprach nicht mehr den veränderten Ver- hältnissen. Seit der zweiten Hälfte des XVII. Jahrhunderts erhob sich der Katholicismus auf politischem und socialem Gebiete zu einem entschiedenen Übergewichte, welches er seine Gegner auch fühlen ließ. Zur Zeit Karls III. mußte sogar der König die Protestanten in Schutz nehmen. Doch während die Regierung wenigstens den Buchstaben des Gesetzes gegen die intoleranten Eompatrioteu wahrte, war sie doch, weil selbst aus Katholiken zusammengesetzt, der Auffassung der Nichtkatholikeu iu der Auslegung des Gesetzes nicht geneigt. Der öffentliche Gottesdienst wurde den Nichtadeligen nur an solchen Orten gestattet, welche durch das Gesetz vom Jahre 1681, also aus einer Zeit, in welcher noch fast die Hälfte des Landes den Türken unterworfen war, ausdrücklich bezeichnet erschienen. So wurde unter häuslichem Gottesdienste nur das Beteu im häuslichen Kreise verstanden und in Bezug auf die äußeren Verhältnisse wurden die Protestanten an den nicht inarticnlirten Orten sogar als Mitglieder der katholischen Kirche betrachtet und wareu verpflichtet, die katholischen Feiertage zu halten, bei Taufen, Trauungen und Begräbnissen sich der katholischen Priester zu bedienen, oder wenn sie dies nicht thaten, zum mindesten die Stolagebühren zu bezahlen. Unter Maria Theresia verschlimmerte sich dieser Zustand der Dinge noch mehr. Die Königin und mit ihr die maßgebenden Kreise hielten es für ihre Pflicht, Alles zu thun, was zur Verbreitung des Katholicismus auf Kosten des Protestantismus beitragen konnte. Als Königin und als streng katholisch gesinnte Fran arbeitete sie mit stärkeren oder gelinderen Mitteln, mit Verordnungen nnd Ehestistnngen, deren Zweck darin bestand, protestantische Familien in den Schoß der katholischen Kirche zurückzuführen. Josef II. betrachtete die Dinge aus einem ganz anderen Gesichtspunkte. Er anerkannte principiell die Existenzberechtigung der akatholischeu Konfessionen und war aufrichtig bemüht, die Confequeuzen dieser Grundsätze ins Leben treten zu lassen. Jedoch mußte auch er mit den bestehenden Verhältnissen rechnen und stieß in vielen Einzelheiten auf große Schwierigkeiten. In Debreczin wurde das Tolerauzpateut mit Dankbarkeit anfgenommen, in dem nahen Großwardein aber, der bischöflichen Stadt, konnten die
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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