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geschaffenen Monopol der österreichischen Jndnstrie beisteuerte, und zwar wollte er den
ungarischen Boden zur Steuerbasis nehmen, im geraden Gegensatze zur ungarische» Adels-
auffassung, daß die öffentlichen Lasten nicht auf dem Boden, welcher dem steuerfreien
Edelmanne gehöre, souderu auf der Person des steuerpflichtigen Hörigen ruhen. Er
verordnete demzufolge eine Volkszählung und eine Vermessung des Landes, welche er auch
trotz aller Proteste durchführte (wo es sein mußte, mit Gewalt und rasch, wenn anch
schlecht), um feststellen zu können, wen und was man seinerzeit mit Steuern belasten und
wieviel man verlangen könne.
In Ungarn war um diese Zeit die öffentliche Meinung durch die Comitats-
eougregatiouen vertreten. Dieselben erhoben auch bei jeder Gelegenheit, anläßlich jeder
Verordnung, durch welche nach ihrer Auffassung die Gesetze verletzt wurden, ihre Stimme
bald in stärkerem, bald in schwächerem Grade. Mit der Neuorganisation der Verwaltung
hörten jedoch die regelmäßigen Comitatsversammlungen auf. Also auch diese Stimme ver-
stummte, jedoch nur auf kurze Zeit, um fodauu desto leidenschaftlicher wieder laut zu werden.
Der Krieg, welchen Josef II. als Verbündeter Rußlands (am 9. Februar 1788) gegen die
Türkei eröffnete, war anfangs nicht vom Glück begünstigt. In den Monaten September
und October fielen die Türken auch in Ungarn ein und verheerten das südliche Banat,
besonders die Gegend von Mehadia und Karansebes bis Versecz in fürchterlicher Weise.
Im nächsten Jahre (1789) neigte sich das Kriegsglück mehr zu seinen Gunsten, doch
benöthigte die Armee Rekruten und Geld, richtiger in dem geldarmen Ungarn die Lebens-
mittel, das Getreide um den halben Marktpreis. Schon im Jahre 1788 wurden die
Comitatscongregationeu zusammenberufen, wo sich, trotz vieler bitterer Allsfälle, kein
ausgesprochener Widerstand gegen den Wunsch des Kaisers zeigte. Nur bei der Durch-
führung tauchten Schwierigkeiten auf und machte sich ein passiver Widerstand bemerkbar,
welchen Josef auf gewaltsame Weise zu brechen versuchte. Nun aber wurde die Opposition
immer kühner. Sie schöpfte ihren Muth aus den äußeren Verwicklungen. Belgien lehnte
sich aus Anlaß der Neuerungen gegen den Kaiser auf. In Frankreich trat die National-
versammlung zusammen und bereitete sich die Revolution vor. Preußen hinwiederum
begann im Interesse der Türkei eine drohende Stellung gegen Österreich einzunehmen. Die
im October 1789 zusammenbernfenen Comitatsversammlungen verlangten alle stürmisch
den Reichstag und beschwerten sich über die ungesetzlichen Verordnungen. Das Preßburger,
Neutraer, Neograder, Pester, Bekeser, Csauäder, Csongräder, Biharer, Szaboleser, Unger,
Borsoder, Abanjer, Tornaer, Zempliner, Zipser, Heveser und Stnhlweißenbnrger Comitat
verweigerten rundweg alle Snbsidien ohne Reichstagsbeschluß, einige derselben, in erster
Reihe Bihar, forderten sogar in Ermanglung eines Palatins den öuäex euriae, Grafen
Karl Zichy auf, er möge kraft seiner gesetzlichen Befuguiß auch ohne Zustimmung Seiner
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch