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gefördert hätte. Er fühlte sich als Ungar und wollte ein Ungar sein, äußerlich ebensv,
wie er es innerlich war. Sein ungarischer Sprachlehrer war Verseghy, der Genosse des
Martinovich, der Gefangene von Kufstein nnd Spielberg. Wenn er auch die ungarische
Sprache sich nicht mehr vollkoinmen aneignen konnte, so kannte und verstand er doch
Eines: den Ungar selbst. Das hauptsächliche, unausgesetzte und nicht erfolglose Streben
seines ganzen Lebens war, ein gegenseitiges Verständniß zwischen der Nation und den
Machtfactoren des anderen Theiles der Monarchie herbeizuführen. Die Nothwendigkeit
desselben wurde seit deu kritischesten Tagen Maria Theresias niemals so sehr gefühlt als
im Jahre 1809, beim neuerlichen Ausbruch des französischen Krieges. Osterreich (seit
1804 ein selbständiges Kaiserreich) nnd Ungarn standen allein ohne nahe Verbündete dem
großen Imperator gegenüber, der von deutschen, italienischen, polnischen und russischen
Hilfstruppen unterstützt wurde. Es verging kaum ein Mouat und Napoleon stand mit
seinem siegreichen Heere in Wien nnd forderte in einem ungarischen Manifest die ungarische
Nation auf, sie möge ihre Sache von derjenigen ihres Königs trennen. „Nur der Kaiser
vou Osterreich" — schrieb er — „nicht der König von Ungarn hat mir den Krieg erklärt".
„Ich verlange nichts von euch, ich trachte uur darnach, daß ihr eine freie und unabhängige
Nation werdet. Ihr habt noch enre eigenen nationalen Sitten, ihr habt eure nationale
Sprache und könnt euch mit Recht des Alters eurer glorreichen Herkunft rühmen.
Gewinnet jetzt eure frühere Existenz zurück! Seid aufs neue, die ihr einst gewesen seid!
Versammelt euch aus dem Räkosfelde nach der Gewohnheit eurer Ahnen, haltet dort eine
Nationalversammlung ab und gebt mir enern Entschluß kund." Diese Aufforderung
Napoleons, welche von Johann Baesänhi, der mit Martinovich im Gefängniß saß, ins
Ungarische übersetzt wurde, verhallte wirkungslos. Kaiser Franz und seine Familie fanden
auf ungarischem Boden, in Ofen, Erlau, Komorn, Totis sichere Zufluchtsorte uud der
ungarische Adel erhob sich unter der Führung des Palatins abermals zum Schutze des
bedrohten Throns. „Wir sind Ungarn" — sprach der Palatin — „wir werden nmsomehr
leisten, ein je größeres Vertrauen in uns gesetzt wird." Ein Theil der Adelsinsnrrection
kämpfte bei Karakö an der Manzal (am 10. Juni 1809) und deckte den Rückzug des
Erzherzogs Johann, der, aus Italien zurückkehrend, sich gegen Papa zurückzog und dort
in der Raaber Schlacht (am 14. Juni) unglücklich, aber heldenhaft focht.
Auch anderwärts war die Tapferkeit der Österreicher und Ungarn nicht imstande, dem
Genie der Napoleouischeu Soldaten obzusiegen. Bei Aspern (am 21. und 22. Mai), aus
welches das ungarische Gynlai-Regiment (Nr. 60, das lange den Namen Wasa-Regiment
trug) den ersten Angriff machte und zwischen dessen Häuseru das siebeubürgische (ZI.)
Regiment Beuyovszky siegreich gegen die Tirailleurs der französischen Garde kämpfte,
wetteiferten zwar die ungarischen Grenadiere, Linieninfanterie und Husaren mit den übrigen
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch