Seite - 269 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5

Die neue Epoche. Fortsetzung des Zeitalters der Könige aus dem Zause Habsburg. Gegen Ende des XVIII. Jahrhunderts brach über die ungarische Nation eine sehr tranrige Zeit herein. Der magyarische Stamm hatte infolge der vielen Kriege auch an Zahl stark abgenommen. Ein kleiner Bruchtheil, der Gemeiuadel, bildete die eigentliche Nation; der Hochadel war in Sprache und Sitten dem Volke entfremdet, die Hörigen verwahrlost und in Unwissenheit versunken; die Bürgerschaft in den Städten war meist von fremder Zunge, die Gerichte bedienten sich der lateinischen Sprache; diese letztere war auch die Vermittlerin der Wissenschaften, die Conversationssprache der gebildeteren Classen. Der Handel des Landes wurde durch das damalige Zollsystem zu Grunde gerichtet, und dies übte eine verhängnißvolle Rückwirkung auf Gewerbe und Landwirthschaft; der einst so blühende Weinhandel war nahezu vernichtet; die wirthschaftlichen Prodncte wurden im Lande selbst verzehrt. Der letztere Umstand — in Verbindung mit der geringen Anzahl der Bevölkerung — rief den falschen Schein des Überflusses in dem Maße hervor, daß schließlich die Nation selbst mit ihrem gesunkenen Zustande sich zufrieden gab und dies in dem lateinischen Spruche ausdrückte: ,^xtra NunFarium non est vita, si ost vitu, non est ita". Es ist aber wahrlich der schlimmste Zustand für eine Nation, wenn sie selbst gegen ihren Verfall sich abstumpft.