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und dadurch die sogenannten Wörter von gemischtem Klänge bilden, welche aber in Bezug
auf Flexious- und Bildungssilben auch dann unbedingt entweder hoch- oder tiesstnfig
bleiben. So sind z. B. eiü. s?ülv (Nation, Kraft, Mutter) hochtönig; mu<5.vui.
Iiittur, tnc1<is (Magyare, muthig, gelehrt) tieftönig; v6r, Int, kin (Rinde, Blut,
Glaube, Qual) mitteltönig; ve?.«?,-, Inres (Anführer, berühmt) hochtönig gemischte und
ix'mu, viiAA (stumm, Blume) tieftöuig gemischte Wörter.
Hinsichtlich der für die Aussprache beuöthigteu Zeit sind die Vocale theils knrz
theils lang, was die Schrift mit profodischer Pünktlichkeit darstellt, indem sie die Schrift-
zeichen der kurzen Töne entweder mit gar keinem Zeichen versieht (e, v, u), oder
punktirt (e, i, ü, ü), während sie die langen ohne Ausnahme durch einfachen oder
doppelten Aecent unterscheidet (e, i, a, ö, ü, 6, ü). Die genaue Einhaltung des
Zeitmaßes ist nicht nnr für den Wohlklang, sondern auch für die Bedeutung überaus
wichtig, da wir sehr viele Wertformen haben, welche kurz oder lang ausgesprochen
oder geschrieben von grundverschiedener Bedeutung sind. Es genüge als Probe dafür
nur wenige Wörter anzuführen: ei, ,>l (fort, lebt); vles, elös (scharf, Mundvorrath); ImI.
Iiäl (Fisch, schläft); b^'os, bHos (mühselig, reizend); veres, vöres, veres (roth, blutig,
Schläge); tür, tör (bricht, Dolch); örül, 6rül (er freut sich, er wird toll); rütuk, rutük
(häßliche, Rauten) n. s. w. Es ist selbstverständlich, daß die absichtliche Verwechslung
der einander entsprechenden langen und kurzen Vocale eine nnversiegliche Quelle uuüber
setzbarer Wortspiele, besonders in der Volkssprache ist.
Wie an Vocalen, so besitzt die magyarische Sprache anch an Consonauten einen
seltenen Reichthum, denn sie hat 25 Konsonanten, welche sie einzeln ebenso klar und
genau articulirt, als sie sie deutlich von einander unterscheidet, so daß sie z. B. die harten
und weichen Consonanten einer Classe selbst bei noch so nachlässiger Aussprache nicht mit
einander verwechseln kann; beim Aussprechen von pup und kad (Priester, Bohne), V-iw
uud «liula (Ortschaft Tata jDotis), Amme), kürüli und AürüA (Kreise, Grieche) u. s. w.
ist der Gehörsinn keinen Augenblick im Zweisel über die wahre Bedeutung des Wortes.
Hierher gehört auch jenes Gesetz des Wohllauts, daß diese Sprache im allgemeinen der
Anhäufung von Consonanten, die neben einander schwer auszusprechen sind, widerstrebt,
ja am Beginn eines Wortes überhaupt nicht mehr als einen einzigen Ansangs-Consonanten
duldet, niit Ausnahme einiger Lehnwörter, deren Aussprache sich aber sowohl die Schrist-
als auch namentlich die Volkssprache gleichfalls gern durch Einschiebnng irgend eines
passenden Vocales erleichtert. Dieser Forderung des Wohlklanges entsprechend bildeten
sich die magyarischen Formen von Wörtern wie: ssaras (Groschen), (Franz),
oder oslivla (sekolu), istiÄnF (Strang), oder beim Volke (Graf), k»iAjc/.!'ll-
(Kreuzer), knväi'ti^ (Quartier) uud so fort.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch