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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 289 -
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289 Die richtige Anwendung der snbjeetiven nnd objectiven Conjugation kann mancher Fremde sein Lebtag nicht erlernen. Da hilft die bloße Grammatik nicht, nur die scharfe Beobachtung und die bewußte Übung. Wie oft hören wir von Fremden Dinge dieser Art: /l'ucZs? muMaruI?- (Kannst du magyarisch?) .I'uckon»' (ich kann) entgegnet der Gefragte, (ich sehe es) trumpft ihm der Frager zurück. Beides ist gefehlt; das Richtige wäre ,tu<loli- und denn der erste Fall verlangt die subjektive Conjugationsform (tuckok bös^elni. ich kann magyarisch sprechen), der zweite dagegen die objective Form (lätom, koM tucks?, ich sehe es, daß dn kannst). Ein anderer seltener Reiz des magyarischen Zeitwortes ist es, daß es seinen Infinitiv ebenso mit Personalendungen versehen kann wie welches vollkommene Tempus immer, z. B. lätnm», Hünni« (etwa: mir zu sehen, dir zu bitten, ihm zu kommen); diese Feinheit ist aber schlechterdings nicht übersetzbar, andere Sprachen haben dafür nur umschreibende Ausdrucksweisen. Da die magyarische Sprache für den Ausdruck der Verhältnisse und Beziehungen in der Rede über so viele und mannigfaltige Mittel verfügt, sind natürlicherweise ihre Satzgefüge und überhaupt ihre Ausdrücke jeder Art so vollkommen klar und genan, daß weder in Prosa, noch im dichterischen Vortrag irgend Dunkelheit oder Zweideutigkeit obwalten kann, außer wenn der Schriftsteller dieses feine Werkzeug nicht zu meistern vermag. Man höre doch den Parlamentsredner und das Werk des Dichters, oder den Dorfrichter und das Volkslied, »lan spreche mit dem Mann aus den höchsten Kreisen oder mit dem Hirten der Puszten im Alföld, man wird sich in jedem Falle gleich sehr erfreuen an der seltenen Originalität dieses logischen Gedankenganges, wie an der einfachen Klarheit der Ausdrücke, an ihrer ernsten Würde, malerischen Farbenpracht und anschaulichen Plastik. Denn, obgleich unser tausendjähriges Leben in Europa uns aus so Manchem herausgeschält hat, was wir aus der asiatischen Urheimat mitgebracht, — die orientalisch gearteten Bilder und Vergleiche, kurz: die Urwüchsigkeit in Gedankengang und Ausdrucks- weise besteht ein für allemal selbst in den untersten Schichten unseres Volkes, ja man kann sogar sehr viel Altursprüngliches so recht eigentlich nur noch dort finden. Das magyarische Wort nennt und bezeichnet nicht blos, sondern es malt auch den Begriff, die Empfindung. Um dies einigermaßen zu beleuchten, könnte man beispielshalber viele Dutzende von Synonymen des Zeitwortes, welches das „Gehen" bedentet, zusammenstellen, wobei noch zu merken wäre, daß die Mehrzahl dieser Zeitwörter wieder mehrfache Bedeutungen hat und daß auch so noch jedes einzelne jenen Zeitwörtern diametral entgegengesetzt ist, welche das „Kommen" ausdrücken und die Annäherung an den Standort des Sprechenden darstellen, ebenso wie jene die Entfernung von demselben. Fremde finden oft eine Schwierigkeit in jener Eigenheit unserer Sprache, daß wir bei Ungarn I. IS
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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