Seite - 323 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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Sohn Csaba rettete sich aus der Schlacht mit einem zusammengeschmolzenen Bruchstück
des Volkes. Daran knüpft sich eine der schönsten magyarisch-szeklerischen Volkssagen. Als
Csaba das Verderben der hunnischen Nation seinen Gang nehmen sah, entsendete er aus
seinem Köcher einen Zauberpfeil, wodurch er seine Mutter, die Zauberfee, zu Hilfe rief,
und wo der Pfeil im Fallen mit der Spitze stecken blieb, dort fand er das wuuderwirkeude
Kraut, von dessen Saft die Wunde heilt und der in der Schlacht Gefallene wieder aufsteht,
(im Volksmund heißt diese Pflanze, poterium sanZuisorda, noch jetzt „Csabas Balsam").
Mit diesem Wundermittel erweckte er seine gefallenen Krieger wieder, stellte sie in Schlacht-
ordnung und führte sie gegen den Feind. Angesichts dieses Todtenheeres faßte Entsetzen
die Gepiden und sie ließen die Überbleibsel von Csabas Volk in Frieden abziehen. Csaba
geleitete dann mit seinem beritten gemachten Todtenheer den Rest des Hunnenvolkes bis
an die Ostgrenze Siebenbürgens, wo er ihn im heutigen Szeklerlaude ausässig machte,
dann aber die todten Krieger in ihr altes Vaterland, ins Land Attilas heimführte. Den
im Szeklerland zurückgelassenen Sippen aber versprach er, daß, so oft eine große Gefahr
ihnen drohen möchte, er und seine heimischen Krieger jedesmal dem Grabe entsteigen uud
zurückkehren würden, sie zu erretten. So entstand die Legende vom „Erwarten Csabas".
Und oft hat sich die kleine Szeklernation in großer Gefahr befunden und ist immer durch
wahre Gotteswunder gerettet worden (nebst seiner eigenen aufopfernden Tapferkeit), uud
die Volkssage will, daß allemal Csaba und seine Hnuneukrieger aus der alten Heimat
herbeigeeilt seien, mitten durch den Himmel, unter großem Getöse, um ihre Feinde zu
zerstreuen. Jeue glänzende Bahn aber qner durch den ganzen Himmel, die Milchstraße, sei
aus den Hnfspureu ihrer Rosse entstanden. Das Volk nennt sie noch heute „Straße der
Heere". So knüpft sich der Sagenkreis von Attila und Csaba mittelst der szeklerischen
Überlieferungen eug an die festgewurzelten Thatsachen des magyarischen Gemeinglaubeus.
Der zweite der magyarischen Nation verwandte Völkerschwarm, der avarische,
bewohnte unter seinen „Khaganeu" dieses Land noch längere Zeit und hinterließ das
Gedächtniß seines Verweilens in merkwürdigen Urdenkmälern. Das sind die Avarenringe
und Grabfelder, die wir bei der Beschreibung der betreffenden Orte eingehender schildern
werden. Karl der Große brach mit der vereinten Macht der fränkischen und germanischen
Heere die Kette dieser Festungswerke und rottete die ganze avarische Nation aus.
Die Idee der magyarischen Einwanderung scheint nnr die Fortsetzung des Sagen-
kreises von Attila und Csaba zu sein. Der ,turul« (in Adlergestalt eingefleischte Kriegs-
genins) war das Sinnbild der Fahnen Attilas. Ihn führten auch die Magyaren anf ihren
Fahneu bis in die Zeit des Herzogs Gejza. Der ,wrul' flog vor Attila einher in seinen
Kriegen. Der »turul* suchte Cmös auf, das Weib des im alten Vaterlande lagernden
Fürsten Ügek, und verkündete ihr im Traume die große Sendung ihres noch nngebornen
St»
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch