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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 332 -
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332 Drachenfleisch in den Mund, welches bekanntlich immer eiskalt bleibt. Bald wieder bittet er unterwegs, daß man ihn ans den Heuwagen aufsitzen lasse, uud während er da oben einschläft, durchstöbert der Bauer seinen Schnappsack, findet darin das Zanberbnch und schlägt es auf, gerade bei den Worten: „Wir gehen hinauf", worauf dann der Henwagen sammt den eingespannten sechs Ochsen geradenwegs in den Himmel hinauffährt. Schou will das Heu von der Glut der Sonne Feuer fangen, da erwacht der ssarakoncxäs nnd ruft den Bauer barsch an, dieser blättert vor Schreck um, auf der anderen Seite stehen die Worte: „Wir gehen hinunter", und so gelangt der Heuwagen wieder auf die Erde hinab. „Dein Glück," sagt der „daß du umgeblättert hast; hättest dn das Buch zugeschlagen, so wären wir auf einmal aus dem Himmel heruntergefallen." Noch ein originelles Märchen vom ^aradvne/üs habe ich in meiner Kindheit gehört. Er findet im Wandern einen armen Waisenknaben, der ein Stück Schwarzbrod verzehrt; er bittet um ein Stück davon, der Knabe theilt mit ihm, da gibt er ihm zum Dank ein Tischtuch, dem man nur zu sagen braucht: „Tischtuch, deck dich," um sofort das fertige Mahl darauf zu finden. Die habgierige Stiefmutter des Knaben vertauscht ihm aber das Tischtuch mit einem anderen, dem der Knabe nmsonst sagt: „Tischtuch, deck dich." Wieder begegnet er dem Karabonc?äs und klagt ihm den Verlust. Da gibt ihm dieser eine Ziege, der man nur zu sagen hat: „Ziege, schüttle dich", worauf sie eitel Gold fallen läßt. Er führt auch die Ziege heim, aber die böse Stiefmutter vertauscht auch die Goldziege mit einer anderen, welche auf die Mahnung Alles, nur kein Gold fallen läßt. Zum dritten Mal begegnet er dem und klagt ihm, daß weder das Tischtuch noch die Ziege seine Wünsche erfüllen wollen, da gibt ihm der Aaradonezäs einen Knüttel, der die Eigenschaft hat, auf den Befehl: „Schlag zu, Bankozettel, schlag zu," lauter Banknoten zu drucken. Auch diesen Knüttel ersetzt die böse Stiefmutter durch einen anderen Stock, wie sie aber dann ruft: „Schlag zu, Bankozettel, schlag zu!" da druckt der Knüttel durchaus keine Banknoten, sondern beginnt als Prägestock den Rücken der Stiefmutter zu bearbeiten und hört nicht auf, bis sie dem armen Jungen das echte Tischtuch und die echte Ziege zurückgegeben hat. Als älteste Überbleibsel der magyarischen Urreligion erwähnen die alten lateinischen Chroniken die Zauberer und beschuldigen die Anhänger des alten Glaubens der Zauberei, indem dieselben die Magier, Vogeldeuter nnd Pythonissen um sich versammeln und Dämonen beschwören sollen. Die Götter des Heidenglaubens hat man aus dem Gedächtniß des Volkes ausgerottet, aber der Glaube an die Teufel desselben ist erhalten geblieben. In Ungarn ist es der berüchtigte Szegediner Hexenproceß, in dem wir die ganze Schauermär der Phantasie eines abergläubischen Zeitalters so recht zum System zusammen- gefaßt finden: wie die Hexen sich dem Teufel zufchworeu, wie sie mit ihm auf dem Blocks- berge tanzten u. f. w. Heute glaubt das kernmagyarische Volk an keine Hexen mehr.
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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