Seite - 333 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5

Humor. Keine Volksbeschreibung schildert Leben, Charakter, Gedankengang eines Volkes so gut, wie es sich selbst in seinen Anekdoten schildert. Jede Anekdote ist eine Studienskizze, welche ein Individuum, eine Classe, ein Zeitalter und dessen Denkweise kennzeichnet, und aus diesen vermag der Zeit- schilderer das ganze Bild zusammenzustellen. Die Anekdoten j der einen Nation lassen sich in die Sprache der anderen über- tragen, aber nicht umpflanzen, da die Gestalten darin sammt ihrer Denkart und ganzen Umgebung jeder Nation besonders angehören. Humor und Spaß wurden in alter Zeit durch die Hofnar ren der Könige und Magnaten ausgeübt, es werden deren einige von der Überlieferung als hervorragend erwähnt, so die Narren des Königs Matthias, Michael Apaffis (Biro), des Wojwoden Stibor (Beezkö). Unsere ältesten Anekdoten handeln vom König Matthias. Anch Galeott i hat viele über ihn aufgezeichnet, noch mehr sind in der Volksüberlieferung vorhanden, und alle tragen den Stempel der Ursprünglichkeit und entsprechen dem Geschmack der betreffenden Zeit. Einige der Anekdoten von König Matthias seien hier erzählt als unzweifelhafte Prodnete des Volkshumors im XVI. Jahrhundert. Da wäre denn vor Allem „die Halbe von Czinkota". Der Pfarrer von Czinkota entdeckt im Archiv der Kirche eine alte Urkunde,