Seite - 337 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5

Magyarische Bolkstypcn. sprach Recht, schützte die alte Sitte, pflegte Religion und Wissenschaft; er war eine ganze Classe, welche lange Zeit hindurch das ganze schreibende uud lesende Publicum ausmachte. Jetzt ruht die alte läbladiiv-Welt auf ihreu Lorbeeren aus und nur iu den aufbewahrten Anekdoten leben noch scherzhafte.Beiträge zu seiuem Gedächtnißbild. — Eine Anekdote charakterisirt die läklabiio-Welt folgender- maßen: als der Reichstag das Gesetz über die erste Bndapester Ketten- brücke inartiknlirte, widersprach ein täblirkirö mit den Worten: „wozu d.'iin das noch für diese Spanne Zeit?". Der Redner war nämlich " schon alt und meinte mit jener „ Spanne Zeit" seine eigene Lebensdauer. Bei derselbe» Gelegenheit meinte ein Bannerherr, daß er, sobald jene Kettenbrücke zustande gekommen, nur noch im Kahn von Pest nach Ofen übersetzen werde, da er durchaus keine Brücke betrete, wo selbst der Edelmann Brückenzoll entrichten müsse. Hierher gehören auch die Anekdote» über einzelne große Männer, wie Stefan Szecheuyi, Franz Deäk, dann die über berüchtigte komische Figuren, z. B. was alles über die Abenteuer vom Szekely Kapitaily uud Jözsa Gyuri erzählt wird uud zahlreich iu unseren Sammlungen vorkommt, natürlich uicht ohue manches Unterschiebst!, was Franz Deäk selbst am besten mit den Worten kennzeichnet: „mit den Franz Deäk-Anekdoten geht es mir wie mit der Franz Deäk-Gasse. Die ganze Gasse gehört mir, von ihren Häusern aber kein einziges. Und anch das Franz Deäk-Bitterwasser mache ich nicht und trinke ich nicht". Ungarn I. 22