Seite - 341 - in Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
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Haltung gehört nämlich auch ein gnter Imbiß, man wird also einen Ochsen braten. Dort
auf dem anderen Streifwagen steht der gewaltige Kochkessel und liegen aufgeschichtet die
schmackhaften Brodwecken, auf welche die ermüdeten Bnrsche nach gethaner Arbeit los-
gehen können, und damit es an gar nichts fehle, steht anch das Weinfaß da, ein volles
Zehneimerfaß, und darauf sitzen zwei schmucke Dirnchen mit grnnglasirten Krugen, iu
deueu sie deu Wein ausschenken werden. In schöner Ordnung folgen sodann die berittenen
Bursche, zn vieren gereiht, jeder voll Vertrauen auf sich und sein Rößlein, dem er die
Mähne streichelt und das er vor jedem Fenster, ans dem ein hübsches Mädchen gnckt,
Männchen machen läßt. Die ehrenwerthe Obrigkeit beschließt den Zug, au ihrer Spitze die
Chaise des Herru Hofrichters, zu dem auch der hochwürdige Herr eingestiegen ist.
Ans den Anger hinausgelaugt, reitet der Herr Kleinrichter, die rothe Fahne
schwingend, zum Grenzhügel hin, wo er dieselbe aufpflanzt; die berittenen Bnrsche aber
werden alle in Reih und Glied aufgestellt. Der Herr Richter kanzelt sie gleich im vorhinein
gehörig ab, damit sie nicht etwa vom Pferde fallen oder aneinanderstoßen möchten, nnd
damit sie der Ortschaft zur Ehre gereichen nnd nicht vielleicht gar ein Fremdling ihnen das
Pfingstköiügthnm wegschnappe. Und so gibt er nunmehr dem Meister Schmied das Zeichen;
der ist ein ausgedienter Soldat und versteht sich trefflich aufs Kauouireu. Nicht weniger
als drei Mörser stehen ins Erdreich eingegrabeu da, jeder einen Holzkeil fest im Maule.
Meister Schmied klemmt ein Stück glimmenden Zunders ins Ende eines langen Schilf-
rohres nnd kriecht damit platt auf dem Bauche au deu äußerste» Mörser heran, so nahe,
daß er dessen Zündloch eben noch mit der Spitze des Rohres erreichen kann, woranf das
großmäulige Eisen richtig ein lautes Paff vou sich gibt. Das Weibsvolk hält sich kreischend
die Ohren zn und die Kindcrschar läuft dem herausgeschossenen Pfropfen nach, den sie
durchaus finden will. Auch der zweite Schuß erdröhnt, und bald auch der dritte, da
beginnen sämmtliche Reiter dem ausgepflanzte» Ziele zuzusprenge». Eine gauze Weile sieht
man gar nichts von ihnen wegen des beträchtlichen Staubes, den sie aufwirbeln; aber eiu
munteres Lüftchen schlügt den Staub bei Seite und nun erblickt man die Schar der
Wettreiter. Schon sind sie arg durcheinander, der Eine voraus, der Andere in die Hinterhnt
gerathen, Den hat seiu Roß abseits geführt und er wird uuu baß ausgelacht. Jener kann
nicht weiter, weil sein Renner mitten in der Bahn Halt gemacht hat und mit ihm in die
Runde tanzt; die Übrigen aber sprengen flott dahin. Fünf oder Sechs haben sich schon
aus der Menge herausgelöst, die Beine der Rosse scheinen kaum deu Bodeu zu treffen;
sie scheinen zu fliege» und die flatternde monto (Umhängjacke) gleicht Flügeln, die den
Reiter d»rch die Luft vorwärts treibe». Gegen das Ende der Rennbahn schießen endlich
zwei Reiter alle» voraus: ein Schimmel und ein Rappe. Der Schimmel gewinnt! Der
Rappe gewinnt! heißt es da und dort; nm eine Maß Wein, wer's nicht glaubt! Noch ein
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Buch Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5"
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch