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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 345 -
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345 und Sonderbarkeiten sozusagen dessen Salz und Pfeffer bildet. Der immer arme, aber gutgelaunte magyarische Zigeuner und die Purzelbäume seines Elends, das Patzige seiner Zerlumptheit, seine mit Hohn vermischte Unterwürfigkeit, seine Unerschöpflichkeit im Spitz- findigen, die Schlauheit feiner Einfälle, spielen stark hinein ins magyarische Volksleben. „Der Zigeuner mag das Pflüge» nicht." „Nicht so schlägt man den Zigeuner." „Er lobt ihn, wie der Zigeuuer sein Pferd." Das sind alte Sprichwörter. Als einst der Zigeuner sein Pferd verkaufte, machte er den Käufer darauf aufmerksam, daß es wahrlich gar keine» Fehler habe, Höchsteiis den, das; es „keine Sternguckern treibe, kein Eise» kaue und auf keiueu Baum klettere". Erst als Jener das Pferd schon nach Hanse führen wollte, bemerkte er, daß es blind war (daher keine Sterngnckerei trieb), daß es kein Gebiß ins Maul nahm (also kein Eisen kante), und daß es, bei einer Brücke angelangt, durchaus nicht hinüber wollte (also keinen Baum, das heißt kein Holz erkletterte). Bemerkenswerthe Zeugnisse des magyarischen Volksh»mors sind »och die Sprich- wörter, welche mit ihren blnmigen Arabesken denen der orientalischen Völker, der Türken nnd Perser gleichen; wir wollen sie im Znsammenhang mit den Volksliedern behandeln; doch unterscheiden sie sich von ihnen durch ihre spöttische» Ausdrücke. Der kritische Sin», der freie Geist macht sie schon dem europäischen Westen verwandt. Die Äußerungen des nämlichen Humors finden wir in den Volksgebräucheu und Volksmärchen. Eines der letzteren, das ich noch als kleines Kind erzählen gehört, erregt Aufmerksamkeit durch seine naive Phantasie, welche durchaus national und in jeden, einzelnen Einfall urwüchsig ist uud sich dabei mit der des deutschen Eulenspiegel parallel entwickelt hat. Das ist das Märchen vom Csalöka Peter (Trug-Peter), der den leicht gläubigen Leuten hundert Possen spielt. Er verkauft feine Mütze nm theures Geld au weindurstige Bursche, da sie augeblich die Zauberkraft besitze, daß mau sie nur auf deu Tisch hiuzuhaueu brauche, damit die ganze Zeche bezahlt sei. Wie sie dann bemerken, daß sie gefoppt sind, nnd über ihn herfallen, beredet er sie, vorher noch eine dem Sturze nahe Pappel zu hebeu. Bald weiß er ihueu eiu Pferd unter dem Sitz hervor abzuschwatzen, bald einen Stiefel vom Fuß herunter, indem er sich die frierenden Füße am Moudlicht wärmt. Da binden sie ihn in einen Sack, nm ihn ins Wasser zn werfen, aber selbst im Sacke weiß er noch einen Metzger, der des Weges kommt, dranzukriegen mit dem Geschrei: „Ich null nicht in Liptö Vicegespan werden!" — was Jenen glauben macht, mau wolle da Eiueu gewaltsam mit dieser Würde bekleide», uud ihn verführt, mit ihm den Platz zu tausche«, worauf der Metzger ins Wasser geworfen wird. Csalöka Peter sucht mittlerweile mit deu Ochsen desselben das Weite. Seine Verfolger holen ihn wieder ein, da stellt er die Ochsen an den Rand des Wassers und treibt Jene au, ins Wasser zu springen, das die Gestalten der Ochsen wiederspiegelt; auch er, sagt er, habe die seiuigeu da herausgeholt. Dabei gehen
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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