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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 350 -
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350 Auch die Melodie dieses letzteren Liedes ist eine der beliebtesten Blüten der Volks- musik. Zahlreich sind die Volkslieder, welche das Mädchen mit bitterem Hohn verfolgen, weil es seinen Jungfernkranz verloren, und das junge Weib, das seinen Gatten nicht liebt, wogegen standhafte Treue und wahre Liebe, welche vom Reichthum uicht verlockt an dem armen Geliebten hängt, hoch gepriesen werden. In den Pnsztenliedern finden wir das magyarische Volksleben mit seinen äußeren Gebräuchen; eines der kennzeichnendsten derselben ist das Lied des Gnlyäs (Rinderhirten) nach vielgesungeuer Melodie; wir theilen daraus folgende Strophen mit: „Was thut's, daß als Bauer ich geboren? Wär' ja sonst zum Gnlyas nicht erkoren. Kein Palast ersetzt mir meine Hürde, Großer Herren Gicht ist schwere Bürde. Bin ein kleiner König da, mein Stecken Darf allein Recht und Gesetz vollstrecken. Rings die Riuderweide ist mein Kronland, Potentat bin ich darin mit Frohnstand. Bin Monarch von ganzen sechs Bojtaren, Dürfen mir mit „Gnaden, Herr" nicht sparen. Rings um meinen Pferch die Herden gehen, Sechs Stück Schäferhund' mir Schildwacht stehen. Hab' auch selbst das Herz am rechten Flecke, Nicht vor Wolf, noch Räuber ich erschrecke, Bin ich arm, so bin ich doch mein eigen, Nehm' ich Dienst auch, darf mich frei doch zeigen. Seh' den Wirbelwind daher ich fegen, Hut ins Aug' und fest gestemmt dagegen! Schau' das Wetter ruhig, weil ich Muth hab', Selbst der Hagel prallt von meinem Hut ab. Wers' ich mir den Schnappsack auf den Rücken, Muß in Küch' uud Keller mich nicht bücken; Kessel, Gabelholz, Blechlöffel, Eimer, Alles hab' ich, wahrlich mehr braucht Keiner. Mittags, wenn im Kessel gar das Essen, Wird mit Knecht und Magd ringsum gesessen, „Umgekehrter Hirsbrei" füllt den Magen, Graf muß sich mit dreißig Schüsseln Plagen. Nach der Mahlzeit, wenn nach Schlaf mich lüftet, Steht auf Rasen schon mein Bett gerüstet; Unsinn, daß ich da nicht bessern Traum hätt', Als der sieche Herr im Gänseflanmbett." Im Gegensatz zu diesem hellsonnigen Pusztenbilde stehen die Lieder über das Leben der Räuber, der die Pnszta durchstreifenden Betyären; da ist düstere Pusztenscenerie, Stnrmessansen mit Klagelaut vermischt, Wolfsgeheul, schwermüthige Ahnung, Raben- gekrächze, Kettengeklirr, Alles durcheinander. „Kalter Wind weht her vom Norden, Frostkalt ist die Seel' mir worden." „Raben krächzen mir um's Ohr, Krähen flattern rings empor, Meine Faust den Beilstock schwenkt. Doch die Thrän' an der Wimper hängt." „Tags die Sonne, Nachts der Mond mich nicht mehr laben, Bin schon längst in ew'ger Finsterniß begraben."
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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