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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild - Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Seite - 356 -
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356 Die magyarischen Volksballaden und Volksromanzen unterscheiden sich vom eigentlichen Volkslied auch darin, daß sie selten eine Singweise haben. Eine der ältesten unter ihnen ist „Szilagyi und Hajmäsi", die Ballade von zwei gefangenen edlen Jünglingen und der Tochter des türkischen Sultans: „Tansendsiinshundert und über siebzig als man einst schrieb. Stellt es znsaimn' ein Knab', da er saß aus Szöndörö, der Beste, Wohl aus den Reimen von einem Poeten, gar traurig im Herzen. Unter den siebenbürgischen Volksballaden sind die hervorragendsten „Anna Molnär", „Frau Klemens Kömüves", Susanne Homlödi, Baresay, Käthcheu Kädär. Die Mär von Anna Molnär, welche in mehreren Varianten bekannt ist, sei hier aus einigen derselbe» zusammengestellt: Anna Molnär . Volksballade. „Komm mit mir, geh, Anna Molnär, Sechs Steinburgen hab' ich eigen, Will die siebente dir zeigen." „Kann nicht mitgehn, Martin Sajgo, Bübchen weint mir in der Wiegen, Waldwärts ist mein Mann gestiegen." Dennoch lockt er sie so lange, Bis geglückt, daß er sie fange. Gehn jetzt, gehn auf ferner Halde, Mitten in dem grünsten Walde: „Anna Molnär, bist am Ziele, Sitz' in düstern Baumes Kühle. Gib mir deinen Schooß als Kißchen, Schau mir in den Kopf ein bißchen." Einschlief da mein tapfrer Herre, Anna Molnärs Augen steigen Zu des düstern Baumes Zweigen, Sehn dort die sechs schönen Mädchen, Sehn erhenkt sechs schöne Mädchen. Da im Stillen sie bedachte: Wenn er sie zur sieb'ten machte! Fühlt ihr zartes Herze klopfen, Fühlt die warmen Thränen tropfen Aufs Gesicht des tapfern Herren. Auf wacht da der tapfere Herre: „Anna Molnär, warum weinst du? Aufgeblickt zu haben scheinst du. Blicktest auf zum düstern Wipfel, Zu des düstern Baumes Gipfel." „Blickte nicht, mein tapfrer Herre, Doch vorbei drei Waisen kamen. Seufzt' da meines Bübchens Namen, Dachte meines biedern Gatten." „Anna Molnär, auf nun, steige In des düstern Baumes Zweige!" „Nein, mein tapfrer Herr, nicht geh ich, Bänmeklettern nicht versteh' ich, Geh voraus mir, daß ich's lerne, Folgen thu' ich dann dir gerne." „Martin Sajgo steigt ganz munter; Fällt sein scharfes Schwert herunter. „Anna Molnär reich' mir's wieder!" „Gleich, ja gleich, mein guter Krieger." Und ergreift das nimmer stumpfe, Haut des Sajgo Kopf vom Rumpfe. Zog dann an das Kleid des Todten, Ganz und gar von Tuch, von rothen:, Warf sich auf das schnelle Rößlein, Zu des biedern Gatten Schlößlein Ritt sie heim, so rasch es mochte, Bald am Thore dort sie pochte: „Schläfst du wohl, du Wirth, du biedrer?"
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
Titel
Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Untertitel
Übersichtsband, Ungarn (1)
Band
5
Herausgeber
Erzherzog Rudolf
Verlag
k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
Ort
Wien
Datum
1888
Sprache
deutsch
Lizenz
PD
Abmessungen
16.41 x 22.5 cm
Seiten
532
Schlagwörter
Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
Kategorien
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