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unsere älteren Künstler und gab außerdem einige hochinteressante Hefte (vierhändig für
Klavier) mit Werken von Johann Lavotta, Anton Csermäk und anderen älteren Com-
ponisten heraus.
Einen ähnlichen Zweck verfolgte die Verlagsgesellschaft von Veszprim, in deren
Auftrage Jgnaz Ruzieska die Werke feiuer tüchtigeren Zeitgenossen für das Klavier
einrichtete. Außer dem Grafen Fäy erwiesen sich auch die übrigen Fäy als vorzügliche
Componiften und desgleichen befaßten sich mehrere begabte Mitglieder der Familie Orczy
mit der Compositivu von Musikstücken, ja es versuchten sogar einzelne Dichter dann und
wann einen ,palotüs° zu compouireu. So kennen wir deren zwei von Alexander Kisfalndy,
einen aus dem Jahre 1822 und einen von 1823; Verseghy aber und Adam Horvath
haben uns schon vorher viele schöne Weisen hinterlassen. Wir sind jedoch uicht in der
Lage, die große Anzahl aller Jener Revue passiren zu lassen, welche entweder durch
Spenden der eigenen Muse am Musikleben theilgenommen oder als Gönner die Aus-
übenden nuterstützt haben; nur auf vier besonders hervorragende Erscheinungen müssen
wir zum Schluß die Aufmerksamkeit der Leser lenken, vier Künstler, deren Werke einen
wahren Wettstreit der Verleger erregt haben. Außer den schon oben erwähnten Lavotta
und Csermäk sind dies Bihari und Rözsavölgyi.
Johann Lavotta wurde am 5. Juli 1764 zu Puszta Födemes im Preßbnrger
Comitat geboren und starb am 18. August 1826, nach Einigen zu Tälya, uach Anderen
zu Mäd. Er stammte aus kerumagyarischer Familie. Seine Schuljahre verbrachte er zu
Preßburg und Tyrnan. Seine musikalische Begabung störte ihn schon damals in seinen
sonstigen Arbeiten, was insbesondere seiner Stiefmutter Anlaß zu so heftigen Scenen gab,
daß der feurige Jüngling sich einst geradenwegs als Gemeiner zum Infanterieregiment
Prinz Ferdinand anwerben ließ und in dieser Eigenschaft zwei Wochen lang in Preßburg
stand. Durch Vermittlung seines Vaters wieder von der Uniform befreit, wanderte er
uach Wien und widmete sich einige Monate hindurch mit Aufwand aller Kräfte seiner
Musikleidenschaft, welche sich auf Eompofition und Geigenspiel coneentrirte. Er wurde
damals ein gern gesehener und bewunderter Gast der Wiener Salons. Im Jahre 1786
ließ er sich an der Pester Universität als Hörer der Rechte einschreiben. Schon um diese
Zeit hatte er das Glück, sich als Concertgeber auch die allerhöchste Zufriedenheit Kaiser
Josefs zu erwerben. Bald darauf legte er den „Verbvczy" beiseite und warf sich völlig auf
die Kunst, zuvörderst (1792) als Kapellmeister der in Ofen, später in Pest spielenden
Protasevicz'schen Schauspielgesellschaft, uoch weit mehr aber zur Ungebnndenheit eines
freien Künstlerlebens hingezogen. So gewann er sich das weite Ungarland. Wohin er
immer kam, wurde er mit offenen Armen aufgenommen als ein zweiter Tinödi, der auf
seinem Instrumente Lnst und Leid der Nation zu verdolmetschen wußte; aber nirgends
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Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
Übersichtsband, Ungarn (1), Band 5
- Titel
- Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild
- Untertitel
- Übersichtsband, Ungarn (1)
- Band
- 5
- Herausgeber
- Erzherzog Rudolf
- Verlag
- k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Alfred von Hölder
- Ort
- Wien
- Datum
- 1888
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 16.41 x 22.5 cm
- Seiten
- 532
- Schlagwörter
- Enzyklopädie, Kronländer, Österreich-Ungarn
- Kategorien
- Kronprinzenwerk deutsch